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Göttliche Blechlawine

■ Philharmonie: Sinopoli dirigierte Berg und Bruckner

Mit einem metaphysischen Vollwertprogramm erster Güte hat das Philharmonische Staatsorchester Hamburg seine Saison abgeschlossen. Am Pult stand ein nicht ganz unumstrittener Maestro: Guiseppe Sinopoli, Chefdirigent der Staatskapelle Dresden. Entgegen massiver Kritik, die dem promovierten Nervenarzt und praktizierenden Komponisten schlichtweg künstlerische Unfähigkeit diagnostiziert, konnte sich Sinopoli im internationalen Dirigentengeschäft mittlerweile gut behaupten. Regelrechtes Lob wurde ihm für seine handwerklich erstklassig erarbeiteten Richard Strauss-Opern und für seine Mahler-Deutung zuteil. In Hamburg stand nun Anton Bruckners Fragment gebliebene Symphonie Nr. 9 d-moll auf dem Programm.

Wer in Hamburg Bruckner dirigiert hat es sicher nicht sehr leicht. Der Schatten Günter Wands legt sich meist drohend auf die Gastinterpretation. Doch zunächst zum konzertanten Teil. Bergs Violinkonzert, Dem Andenken eines Engels gewidmet, gab der jungen japanischen Geigerin Reiko Watanabe Gelegenheit, ihr Talent zu beweisen. Sie tat es mit beachtlichem Erfolg. Ihre saubere Intonation gab den Blick frei auf ein Werk, das mit subtiler Expressivität das Porträt einer wunderschönen jungen Frau (Manon Gropius) nachzeichnet, die mit 17 Jahren sterben mußte. Bergs Konzert ist ein Requiem in der Gestalt einer expressionistischen Liebeserklärung, die sich als eine Mischung aus formaler Radikalität und zärtlichster Poesie zu erkennen gibt.

Nach der Pause kam Anton Bruckners innovativstes Werk zu Gehör. Sinopoli nahm es als alpines Naturerlebnis: monumental und ohrenbetäubend. Mit selten gehörter Lautstärke platzte das Hauptthema des ersten Satzes aus den Reihen der philharmonischen Blechbläser, die scheinbar in apokalyptischer Laune waren. Des Abonnenten Urteil schwankte zwischen „gewaltig“ und „zu laut“, entschied sich aber mit einigen „Bravos“ für diese recht plakative Brucknerdeutung. Sven Ahnert

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