■ DDR-Kriegsdienstverweigerer: Vereinigte Würstchen
Die Bundeswehr benimmt sich, als habe sie gerade Feindesland erobert. Ihre Unterlinge in den Kreiswehrersatzämtern reißen die Akten über frühere DDR-Wehrdienstpflichtige auseinander und sortieren die Schriftstücke wie Beutegut nach dem Grad ihrer Verwertbarkeit. Als brauchbar und amtlich verwertbar werden die Musterungsbescheide angesehen – gemustert ist gemustert, so steht's sogar im Einigungsvertrag, für die Betroffenen gibt es kein Entrinnen mehr vor dem Einberufungsbescheid. Unbrauchbar hingegen sind Bescheide über Kriegsdienstverweigerungen. Wer in der DDR den Dienst an der Waffe verweigerte und als Bausoldat für tauglich erklärt wurde, kriegt ebenfalls einen Einberufungsbefehl.
Aber man sollte unseren Heeresführern dankbar sein für die philosophische Dimension der Klarheit, die ihr Handeln schafft. Deutlicher kann man kaum herausarbeiten, daß es sich eben doch um einen Anschluß und keine Wiedervereinigung handelt. Vom DDR- Erbe als erhaltenswert eingestuft und in den Westen hinübergerettet wurde neben den Musterungen nur das, was beim Beutesortieren als kulturelle Folklore zurückblieb.
Wir zählen diese Reihe gesamtdeutscher Errungenschaften gerne auf: Neben dem vielzitierten grünen Pfeil sind das auch die Räuchermännchen aus dem Erzgebirge, die nun freien Zutritt in alle deutschen und europäischen Regionen haben. Des weiteren sind zu nennen das Meißner Porzellan und, ganz wichtig, die Eberswalder Würstchen. Das war's. Ute Scheub
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