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Nach dem Tal kommt der Berg

■ Die Zahl der Taxi-Überfälle ist seit 1992 rückläufig, aber die Taxi-Fahrer glauben der Statistik nicht so recht / Konflikte entstehen oft aus Kleinigkeiten

Hanno Krieg schöpfte keinen Verdacht. Die beiden Männer, die im Fond seines Taxis saßen, benahmen sich nicht verdächtig. Plötzlich aber hatte er eine Schnur um den Hals und wurde stranguliert. Der kräftige Krieg war so nicht außer Gefecht zu setzen. „Hau doch drauf“, hörte er noch, dann sauste ein Ziegelstein auf seinen Schädel. Halb bewußtlos, gelang es Krieg aber doch noch, aufs Gaspedal zu treten und das Taxi auf eine belebte Straße zu steuern, wo die Täter dann schließlich von ihm abließen.

Wie in allen Taxis, war auch in seinem Wagen ein Alarmschalter installiert. „Aber an den ganzen Pipifax denkt man in so einer Situation nicht“, erinnert sich Krieg. Seit jenem Tag macht er sich für die Sicherheit in Taxis stark. Doch auch Chauffeure, die noch nichts über den Kopf bekommen haben oder ausgeraubt wurden, fragen sich, wie solchen Überfällen vorgebeugt werden kann.

Nach Angaben des Landeskriminalamtes ist die Zahl der Raubüberfälle seit 1992 erheblich zurückgegangen. Wurden vor drei Jahren 88 von insgesamt 7.000 Taxis überfallen, so waren es im vergangenen Jahr nur noch 23. Die Kripo sieht die Tendenz als Resultat der „vorbeugenden und strafverfolgenden Bemühungen“. So hatte die Polizei Aufkleber mit der Aufschrift „Nur Wechselgeld im Taxi“ verteilt, die an den einzelnen Autos angebracht werden sollten. In einer Fibel konnten die Taxifahrer verschiedene Sicherheitsregeln nachlesen. Sehr lesefreudig aber waren die Fahrer nicht, und auch die Aufkleber zierten nur einzelne Autos.

Die Taxifahrer halten die geringe Zahl von Raubüberfällen ohnehin nicht für aussagekräftig. Die Statistik gleiche vielmehr einer Welle: 1994 beschreibt demnach nur ein Wellental, danach komme wieder ein Berg. Zudem seien viele Fälle in der Statistik überhaupt nicht erfaßt, so zum Beispiel Rangeleien mit Besoffenen oder Streitereien mit Fahrgästen, die das Fahrgeld nicht bezahlen wollen. Auch kleine Betrügereien und Fälle von Trickdiebstahl werden vom Landeskriminalamt nicht mitgezählt.

Um sich besser zu schützen, kann sich der finanzkräftige Chauffeur diverse High-Tech- Überwachungsgeräte ins Auto holen: eine Videokamera, die den Fahrgast beim Ein- und Aussteigen filmt, oder ein kleines Emfangsgerät, das die genauen Standortkoordinaten des Fahrzeugs via Satellit zu einer Notrufzentrale funkt. 4.000 Mark kostet das – für viele zu viel Geld. Billiger und möglicherweise am wirkungsvollsten sind die vom Bundeszentralverband für Personenverkehr angebotenen Sicherheitsseminare. Deren Teilnehmer lernen nicht nur bestimmte Selbstverteidigungstechniken, sondern auch, wie sie sich in Streß- und Konfliktsituationen richtig verhalten können. Die bisherige Erfahrung jedenfalls lehrt: Konflikte entstehen oft aus Kleinigkeiten und lassen sich entweder vermeiden oder schlichten. Hundertprozentige Sicherheit aber kann es nie geben. Holger Heimann

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