: Das sozialökologische Automobil
Gewerkschaftskonferenz zur Zukunft der Automobilindustrie: Bekenntnis zur Autoindustrie, aber ein Auto „light“ soll es sein / IG-Metall-Chef Zwickel für Rot-Grün ■ Aus Frankfurt Klaus-Peter Klingelschmitt
„Die IG Metall bekennt sich zum Auto. Aber dieses Bekenntnis beinhaltet die Erkenntnis, daß sich alles verändern muß.“ Diese These verkündete der Vorsitzende der Industriegewerkschaft Metall, Klaus Zwickel, gestern zur Halbzeit der eintägigen Konferenz der Gewerkschaft zur Zukunft der Automobilindustrie.
Und was soll konkret verändert werden, damit die Automobilindustrie und die ArbeitnehmerInnen der Branche noch eine gemeinsame Zukunft haben? Kleinere und leichtere Autos müßten gebaut werden, Autos, die deutlich weniger Sprit verbrauchen oder durch erneuerbare Energien angetrieben werden. Und Automobile, die zu 100 Prozent recycelbar sind, sagte Zwickel. Die IG Metall werde zur Beschleunigung dieses überlebensnotwendigen Prozesses beitragen: in bilateralen Gesprächen mit den einzelnen Unternehmen und im Dialog mit der Bundesregierung und dem Verband der deutschen Automobilhersteller (VdA). Denn gemeinsame Gespräche zwischen allen dreien würden zur Zeit noch vom VdA blockiert.
Doch lediglich ein anderes „Massenauto“ zu bauen reiche zur Zukunftsbewältigung nicht mehr aus, so Zwickel weiter. Neue integrative Verkehrskonzepte müßten her. Die Bundesrepublik brauche ein vernetztes Verkehrssystem, das die Stärken aller Verkehrsträger nutze und vor allem mehr Güterverkehr auf Schienen und Wasserstraßen bringe. Und letztendlich müßten die ArbeitnehmerInnen gestaltend und entscheidend am „Modellwechsel“ beteiligt werden. Da gelte es, etwa in zukünftigen Tarifverträgen Qualifizierungszeiten einzubauen und Hierarchien abzubauen.
Und weil sich das alles sehr sozialökologisch anhörte, lieferte Zwickel gleich noch ein persönliches Bekenntnis zu einer rot-grünen Koalition auch in Bonn nach: „Rot-Grün ist die einzig mögliche in die Zukunft weisende Entscheidung.“ Zuvor hätten die Bündnisgrünen aber noch ein klares Bekenntnis zum „Industriestandort Deutschland“ abzuliefern. Und die Partei müsse sich mehr um die Arbeitnehmerschaft kümmern – „und nicht nur um die besserverdienenden Eliten“.
Von der noch amtierenden Bundesregierung verlangte Zwickel die Förderung der dringend notwendigen Produktinnovationen beim Automobilbau und bei der Schaffung neuer Verkehrssysteme. Ohne die rückhaltlose Unterstützung durch die Forschungs- und Technologiepolitik werde nichts erreicht werden können. Der Automobilindustrie warf Zwickel abschließend vor, es versäumt zu haben, sich frühzeitig auf die konjunkturelle Entwicklung einzustellen. Jetzt müßten sich die Automobilbauer an die Spitze der unternehmens- und gesellschaftspolitischen Reformen setzen.
Daß es mit der Innovationsbereitschaft der deutschen Automobilbauunternehmen nicht allzuweit her sei, hatten schon Betriebsräte auf der Konferenz moniert. Seit sechs Jahren würden etwa in Frankreich und in Japan Großraumlimousinen gebaut: „Wo bleibt die deutsche Antwort? Ein „Space-Wagon“ mit Turbolader als Wunschmodell der IGM-Betriebsräte? Da muß Zwickel mit seiner Vision vom voll wiederverwertbaren deutschen Öko-Volkswagen offenbar auch in den eigenen Reihen noch viel Überzeugungsarbeit leisten.
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