Folterrepublik Iran

■ Amnesty: Oppositionelle IranerInnen müssen weltweit um ihr Leben fürchten

London/Berlin (taz/AP) – Der in Schweden lebende iranische Dissident will gerade zu seinem Auto gehen, da stülpen ihm Unbekannte eine Tüte über den Kopf. Sie prügeln auf ihn ein und zerren ihn in den Kofferraum eines Wagens. Als dem Mann elf Stunden später beim „Umsteigen“ in ein anderes Auto die Flucht gelingt, stellt er fest, daß er in Dänemark ist. Passiert ist der Vorfall im Februar 1994. Nachzulesen ist er in einem Bericht von amnesty international (ai) zum Iran, der heute veröffentlicht wird. Für die Menschenrechtsorganisation ist der Vorfall ein versuchtes Attentat, die Auftraggeber sitzen in Teheran. Oppositionelle IranerInnen leben weltweit in Angst vor iranischen Killerkommandos.

Amnesty wirft der Teheraner Regierung auch innerhalb des Landes schwere Menschenrechtsverletzungen vor. Anders als früher, als iranische Medien „zur Abschreckung“ ausführlich über Hinrichtungen berichteten, würden diese jetzt verschleiert. Allein im Jahr 1994 dokumentierte amnesty international 139 Exekutionen. Die reale Zahl liege wahrscheinlich viel höher.

In iranischen Gefängnissen würden politische Häftlinge jahrelang von der Außenwelt abgeschirmt und gefoltert, heißt es in dem Bericht. „Den Gefangenen wird der Grund ihrer Festnahme nicht mitgeteilt, Gerichtsverhandlungen werden in den seltensten Fällen bekanntgegeben.“ Der Kontakt zu Rechtsanwälten werde meist verweigert; politische Gefangene müßten bis zu zehn Jahre hinter Gittern verbringen, bevor ihre Familien benachrichtigt würden. Seit Ausrufung der Islamischen Republik Iran vor 16 Jahren sind Tausende Regimekritiker hingerichtet worden; zahllose politische Gefangene sitzen in Todeszellen.

In dem 17seitigen Bericht heißt es weiter, seit Jahren weise Teheran Menschenrechtsorganisationen ab, die die Lage im Iran untersuchen wollten. Amnesty erhalte keine Einreiseerlaubnis, Gespräche würden verweigert. Auch der Sonderbeauftragte der UN-Menschenrechtsorganisation, Reynaldo Galindo Pohl, hat den Iran seit 1991 nicht bereisen dürfen.