■ Nachgefragt
: „Euler haben wir zwei Jahre nicht gesehen“

Der Vorstand des SPD-Ortsverein Innenstadt steht hinter Henning Scherf als Bürgermeisterkandidat. Scherf und Hans-Helmut Euler, der zweite Kandidat, sind dort beide Mitglied. Die taz fragte den Vorsitzenden Wolfgang Jägers nach den Gründen.

taz: Warum unterstützt der Ortsvereins-Vorstand Henning Scherf?

Wolfgang Jägers: Er ist der bessere Kandidat. Henning ist ständig zu den Mitgliederversammlungen gekommen. Er ist ständig bei der Basis, spricht mit denen, diskutiert auch so, daß er Dinge annimmt und man mit ihm was verändern kann. Das finden vor allem unsere jungen Vorstandsmitglieder gut. Henning war sich auch nicht zu schade, im Wahlkampf durch die Häuser zu laufen und war immer bei allen Wahlkampfveranstaltungen dabei. Hans-Helmut Euler habe ich vor knapp zwei Jahren einmal auf einer Versammlung gesehen.

Herr Euler war in keiner Weise aktiv?

Also, ich habe ihn auf keiner der mehr als zehn Wahlkampfveranstaltungen gesehen. Auf Infoständen oder in Altenheimen – der war nicht einmal mit dabei. Und er hat seine Entscheidung auch nicht mit dem Vorstand abgesprochen.

Hat Henning Scherf das getan?

Ja. Er hat erst mit mir gesprochen – man muß nicht erst mit dem Vorstand reden. Man kann Euler nicht zwingen, aber ohne mit der Basis zu reden, das geht nicht.

Und die Stimmung war nach seiner Ankündigung dementsprechend?

Allerdings. Das hat mich völlig überrascht, und das ist auch ein bißchen peinlich, wenn man als Vorsitzender des Ortsvereins angesprochen wird und von garnichts weiß.

Ist mit der Festlegung auf Hennig Scherf auch eine Richtung für eine bestimmte Koalition festgelegt?

Nein, das nicht. Wir haben heftig darüber diskutiert und haben uns entschieden: Wir werden uns dem Votum der Mitgliederbefragung beugen. Ich habe auch eine persönliche Präferenz, aber wenn das Andere dabei herauskommt, dann werde ich mich dem beugen, sonst dürfen wir die Basis nicht befragen.

Welche persönliche Präferenz haben Sie?

Ich wäre lieber für Rot-grün.

Warum?

Ich finde es nicht sonderlich demokratisch, mit 74 Prozent zu regieren. Die Fraktion der U-Bootfahrer, so es die gibt, kann man glaube ich besser steuern, wenn wir mit einer knappen Mehrheit regieren, und ich glaube, daß das mit Rot-grün geht.

Hat die Entscheidung des Vorstandes auch Einfluß auf die Basis?

Davon gehe ich aus.

Vorstandsentscheidungen sind nach wie vor mehrheitsfähig und die Basis richtet sich danach?

Da gehe ich von aus, ja.

Gibt es Signale aus anderen Ortsvereinen, daß die Ihre Entscheidung stützen?

Bisher nicht. Bislang weiß nur die Parteizentrale davon.

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