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Wie man sich durchschlägt

■ „Willkommen im Tigerpalast“ (Mo., 21.45 Uhr, ARD)

Weder der Bär noch sonstwas ist los, wenn es Nacht wird im toten Winkel am Ende der Frankfurter Konsummeile Zeil. Das Parkhaus macht um acht dicht. Nur der Untersuchungsknast gegenüber hat rund um die Uhr geöffnet.

Um die Ecke, im früheren Versammlungssaal der Heilsarmee, hat das stadtgrüne Establishment 1988 der schönen Kunst der Illusion ein Heim eingerichtet: das Varieté „Tigerpalast“. Die HR-Chefredakteurin Luc Jochimsen drehte dort einen werbewirksamen „Frankfurter Milieu-Film“. Ihr Feature „über Artisten und wie man sich durchschlägt im Leben“ ist ein Zirkusfilm mit doppeltem Boden. Es geht beiläufig um das Zusammenleben und Arbeiten verschiedener Ethnien wie Nordossetier, Hessen oder Frankokanadier im „Tigerpalast“. Das Ensemble der Winter-Show räumt seine Garderobe. Die Falcones tragen ihr Bargeld im Müllsack raus. Drei Tage später hat die Sommershow Premiere. Im Parkett der Bankenvorstand, der Literaturpapst, SPD- Prominenz und die CDU-Bürgermeister-Kandidatin. – Hinter den Kulissen: „Tigerpalast“-Zampano Johnny Klinke, der 68er-Veteran, Opel-Punktschweißer und als Cafébesitzer zuständig für „das Straßenfest nach dem Straßenkampf“. Seinen Kumpels Tom Koenigs, Daniel Cohn-Bendit und Joschka Fischer wollte er 1983 nicht in die Politik folgen, studierte lieber in Archiven Varieté-Geschichte(n), verkaufte mit seiner „Tigerpalast“- Partnerin Margarete Dillinger in einer Feldstudie sogar Currywurst auf dem Rummelplatz. Diese biographische Vermischung, das „sich verstehen, im Dialog sein“ über politische Grenzen und verschiedene Lebensläufe hinweg befand Autorin Jochimsen als republikweit „einmalig“.

Klinke erzählt noch mal die schöne Story von der verschenkten Million seines WG-Freundes Tom Koenigs, derzeit grüner Stadtkämmerer und kommissarischer Oberbürgermeister: „Was macht der Vietcong, wenn das Erbe auf dem Tisch liegt? Er zählt nach.“ Längst gehören sie alle indes selbst zu den Local heroes. Während ein Frankfurter Bordellboß mit seinem Varietéprojekt seit 1982 von der Stadt ausgebremst wurde, erhielt der „Tigerpalast“ jede Unterstützung. Dieter Deul

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