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Wer will was in Bosnien?

■ Differenzen vor dem Pariser Treffen der Verteidigungsminister

Paris/London/Washington (AP/rtr/wps) – In Paris kommen heute die Verteidigungsminister der UN-Staaten, die Blauhelme nach Bosnien entsandt haben, zu Beratungen über die Bildung einer „Schnellen Eingreiftruppe“ zusammen. Diese von Frankreich vorgeschlagene Truppe soll eine offensivere Haltung einnehmen als die bisherige UNO-Blauhelmtruppe und zum Beispiel, wie der Pariser Verteidigungsminister Charles Millon erklärt hat, einen ständig offenen Landkorridor aus Zentralbosnien in das zur Zeit von den bosnischen Serben eingeschlossene Sarajevo freimachen. Vor der Sitzung, an der auch die Verteidigungsminister Deutschlands und der USA teilnehmen werden, wachsen jedoch die Differenzen unter den teilnehmenden Staaten.

US-Präsident Bill Clinton nahm seine Äußerung vom Mittwoch, wonach US-Soldaten an einer Umgruppierung der UNO-Blauhelme in Bosnien teilnehmen könnten, zurück und sagte, er sei nicht bereit, US-Soldaten in einen „sinnlosen“ Tod zu schicken. Die Chancen eines US-Bodentruppeneinsatzes in Bosnien seien „um einiges geringer als 50 zu 50“, sagte Clinton. Hochrangige Berater in Washington verbrachten den Donnerstag damit, aufgeregte Kongreßberater und Journalisten zu besänftigen und einen Truppeneinsatz ohne langwierige vorherige Konsultationen des Kongresses auszuschließen und betonten, niemand habe bisher US-Soldaten für irgendeinen Zweck in Bosnien angefordert. Die USA würden auch bei der Pariser Sitzung keine Truppenzusage machen, hieß es. US-Diplomaten versuchen weiterhin, eine Verständigung mit Serbiens Präsident Milošević über eine serbische Anerkennung Bosnien-Herzegowinas zu erreichen. US-Außenminister Warren Christopher hatte am Donnerstag in Madrid erklärt, sein Land biete Serbien wirtschaftliche Hilfe an, wenn Milošević Bosnien anerkenne. Auch die britische Position ist unklar. In London betonten Militärs, die 1.200 britischen Kampftruppen, die derzeit in Bosnien stationiert werden, sollten nur das bisherige UN-Mandat ausführen, allerdings mit etwas verschärften Einsatzbestimmungen – was vergrößerte Möglichkeiten zum Zurückschießen im Falle einer Gefährdung von Blauhelmen bedeutet. Sie sollen dabei mit UN-Soldaten aus Kanada, den Niederlanden, Neuseeland und Spanien in Zentralbosnien zusammenarbeiten. Über die Pläne Frankreichs äußerten sich die Briten skeptisch, denn dabei würde es darum gehen, den bosnischen Serben Gebiet abzunehmen, was das UN-Mandat nicht zuläßt. „Nato und UN müssen am gleichen Strang ziehen“, sagte gestern Außenminister Douglas Hurd.

Frankreichs Premierminister Alain Juppé machte gestern schon einen verklausulierten Rückzieher von den Plänen seines Verteidigungsministers und sagte, die geplante „Schnelle Eingreiftruppe“ solle keine Angriffsstreitmacht sein, sondern eine Schutzmacht für die Blauhelme. Auch Präsident Jacques Chirac hatte am Donnerstag abend bei der Trauerfeier für zwei in Bosnien getötete französische Blauhelmsoldaten in dieselbe Kerbe gehauen und gesagt: „Frankreich wird nicht länger tolerieren, daß seine Soldaten straflos gedemütigt, verwundet oder getötet werden“. Die Pariser Zeitung Libération berichtete gestern, Chirac sei bei einer Krisensitzung im Elysée-Palast mit seinem Generalstabschef Admiral Jacques Lanxade heftig aneinandergeraten. Lanxade scheint ein härteres Vorgehen zu befürworten – im französischen Radio sagte er gestern, die bosnischen Serben handelten wie die Regierung Iraks im Golfkrieg und man solle sehen, wohin das führe.

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