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Scientologen klagen über schlechte Geschäfte

■ Vertreter der Scientology-Sekte stellen sich erstmalig öffentlicher Kritik: Alles ganz normale Immobilienhändler

Angriff ist die beste Verteidigung. Das dachten sich wohl die drei Scientologen, die gestern in die Allerstraße 4 in Neukölln gekommen waren. Dort versucht die scientologynahe Immobilienfirma Phoenix seit Monaten, Miet- in Eigentumswohnungen umzuwandeln.

Zu einer SFB-Sendung über die Sekte, die am Haus Allerstraße gemacht wurde, kam sogar der Vizepräsident und Pressesprecher von „Scientology Church e.V.“ eigens aus Hamburg angereist, wo die Sekte seit Jahren im Immobiliengeschäft tätig ist und unlängst die Führung ausgewechselt wurde. Zwischenzeitlich seien der stellvertretende Chef des Geheimdienstes „Office of Special Affairs“ (OSA) und der Leiter des Wirtschaftsdachverbandes „World Institute of Scientology Enterprises“ (WISE) in der Hansestadt tätig geworden, bestätigte gestern der taz eine Scientologen-Sprecherin in Hamburg.

„Die Scientology-Kirche hat nichts mit Immobilien zu tun“, beteuerte Vizepräsident Franz Riedl gestern immer wieder. Eine Behauptung, die bei den zahlreich anwesenden Mietern für Gelächter und Buhrufe sorgte. Auch Karsten S. und Jürgen Joting, Mitarbeiter von Phoenix und bekennende Scientologen, betonten, daß das eine mit dem anderen nichts zu tun habe: „Die Leute werfen Busineß und Privates durcheinander“, so Joting.

S. beteuerte, daß Phoenix eine Immobilienfirma wie jede andere auch sei. Er gab allerdings zu, Mitglied von WISE gewesen zu sein. Der Vizepräsident der Sekte sagte, daß von den über 20.000 Immobilienhändlern in Deutschland „nur vierzig“ Scientologen seien.

S. beschwerte sich, daß durch den Mieterprotest ein Klima geschaffen werde, „aus dem Mietervereine Profit schlagen“. Er sei seit der Gründung von Phoenix vor vier Monaten dabei und wisse nichts von Mieterdossiers samt Persönlichkeitsprofil. Unter Druck gesetzte Mieter hatten von derartigen Dossiers mit detaillierten Informationen über Alter und Krankheiten berichtet. In Neukölln sind nach Angaben der „Arbeitsgemeinschaft Mieterberatung“ derzeit siebzehn Häuser mit über 500 Wohnungen und Gewerbeeinheiten betroffen, in denen neben Phoenix die scientologynahe Firmen HIC, TCG, GGB, Erber, Britz und Lux versuchten, den Mietern ihre Wohnungen zum Kauf anzubieten oder sie zum Auszug zu zwingen. Von den 23 Wohnungen in der Allerstraße 4 ist bisher etwa ein Viertel verkauft.

„Bis Mai sollte das über die Bühne gebracht werden“, beklagte sich S. Seitdem Mieterinitiativen gegen die Umwandlungen zu Felde ziehen und Kaufinteressenten bei Besichtigungen vor den Sektenverbindungen der Makler warnen, zieht sich der Verkauf schleppend hin.

Der Neuköllner Baustadtrat Bodo Manegold (CDU) verglich die Vorgehensweise von Phoenix mit „Stasi-Methoden“. Eine Vertreterin des Vereins „Mieter gegen Scientology“ sprach von „faschistoiden, totalitären Methoden“. Ein Mieter-Jurist warnte vor der „psychologisch verfeinerten“ Art der Umwandlung. Barbara Bollwahn

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