: Jeder Krieg ist ein Verbrechen an der Menschheit
■ betr.: „Erst mal kein Deserteurs denkmal“, taz vom 27./28. 5. 95
[...] Im Artikel werden „die Initiatoren des Denkmals, Friedensgruppen und IPPNW“, mit der Aussage zitiert, daß es bei der Würdigung der Deserteure nur um die aus Unrechtsstaaten gehe. Wenn die Bundeswehr mit einbezogen werde, sei die Diskussion in eine falsche Richtung gelenkt.
Die DFG-VK legt Wert darauf, daß Deserteure der Bundeswehr ausdrücklich von uns gewürdigt und unterstützt werden. Das Recht, den Kriegsdienst zu verweigern, ist nicht umfassend. Die Totalverweigerung des Kriegsdienstes und die sogenannte situative Kriegsdienstverweigerung werden immer noch strafrechtlich verfolgt.
Darüber hinaus differenzieren wir nicht zwischen Kriegen, die von Rechtsstaaten oder Unrechtsstaaten geführt werden. Jeder Krieg ist ein Verbrechen an der Menschheit. So wurden die Atombomben vom 6. und 10. August 1945 vom „Rechtsstaat USA“ abgeworfen und wurde ein Somalier am 21. 1. 94 von der Bundeswehr des „Rechtsstaates BRD“ ermordet. Den Kriegsopfern hilft es auch nicht mehr, wenn sie von demokratischen oder rechtsstaatlichen Armeen ermordet wurden. Jeder Staat wird zum Unrechtsstaat, wenn er einen Krieg vorbereitet. Das sehen wir hier in der BRD an unserer Notstandsverfassung.
Insofern freuen wir uns, daß unsere Position immerhin von den Flensburger Grünen durch ihre Presseerklärung veröffentlicht wurde. Daraus zu schließen, daß Pazifisten streiten, ist jedoch nicht logisch. Wer nur die Kriegführung von Unrechtsstaaten verurteilt und nur deren Deserteure würdigen will und sich nicht grundsätzlich gegen jeden Krieg wendet und nicht alle Deserteure, auch die der Armeen des eigenen Landes unterstützt, ist kein Pazifist. Dr. Ralf Cüppers, Bundesvorsitzender der Deutschen Friedensgesellschaft – Vereinigte KriegsdienstgegnerInnen, Flensburg
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