: Flotte Jung-Männer-Version
■ betr.: „China: Weltfrauenkonfe renz“, taz vom 3./4. 6. 95
Da schreibt Ihr: „Die Teilnehmer der 4. Weltfrauenkonferenz der Vereinten Nationen, die im September in Peking stattfindet, müssen nun doch nicht die ursprünglich geforderten Aids-Tests vorlegen.“
Heißt das nun: Die männlichen Begleiter der Teilnehmerinnen waren ursprünglich aufgefordert worden, einen Aids-Test vorzulegen? Und die Teilnehmerinnen selber nicht?
Oder heißt das: Die Teilnehmerinnen waren ursprünglich dazu aufgefordert worden? Dann ist die Frage: Warum steht das nicht da? Oder heißt das: Die TeilnehmerInnen waren ursprünglich dazu aufgefordert worden, also sowohl Frauen wie Männer. Auch dann ist die Frage: Wieso steht das nicht da?
Ihr seht: Konfusion, wie man/ frau den Satz auch dreht und wendet. Tatsache ist ja wohl, daß 99,999 Prozent aller Menschen, die an dieser Weltfrauenkonferenz teilnehmen, auch Frauen sein werden. Diese Frauen „Teilnehmer“ zu nennen – wenn dies denn gemeint ist, wie ich mal zu Euren Ungunsten annehmen möchte – ist ein Beispiel für die übliche dickfellig- blöde Frauenfeindlichkeit in deutschen Hirnen, und die taz ist da nur die flotte Jung-Männer-Version. Denn auch wenn die Meldung von AFP kommt, sollte in einer Redaktion soviel Bewußtsein vorhanden sein, einen Text – wenn erforderlich – realitätsadäquat zu redigieren.
Es bleibt die Frage: Was ist denn nun der Sachverhalt? Sind nur Männer gemeint? Oder nur Frauen? Oder Frauen und Männer Dies aufzuklären und in einem semantisch richtigen deutschen Satz Euren LeserInnen mitzuteilen bittet Euch freundlich Kay Hecht, Köln
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