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Es stand diese Woche in taz - wo denn sonst?

Liebe Leserin, lieber Leser,

Nehmen wir mal an, Sie besitzen kein taz-Abonnement und Sie lesen nun zwar diese voluminöse Samstagsausgabe, haben aber die restliche taz-Woche glatt verpaßt. Sie ahnen ja gar nicht, was Ihnen entgangen ist.

Oder Sie besitzen selbst ein taz-Abo, kennen jedoch einige jener bedauernswerten Menschen, bei denen dies nicht der Fall ist. Da hilft nur eins: blitzschnell ein Abo vermitteln, dafür als Prämie die CD-ROM mit sieben Jahren geballter taz einsacken, und schon können auch Ihre bisher taz-losen Bekannten Dinge lesen, von denen sie bisher nicht einmal zu träumen wagten.

Wo sonst läßt sich beispielsweise erfahren, daß die „Finsterlinge“ keineswegs eine neue Gangsta-Rap-Band sind, und auch nicht die Nachwuchsmannschaft der Münchner Bayern, sondern schlicht der diesjährige Deutsche Meister der Alternativfußballer (taz vom Dienstag, 6. Juni).

Gelüftet wurde diese Woche auch das Geheimnis der maßgeschneiderten Massenware, getestet am eigenen Leibe der New Yorker taz-Mitarbeiterin Ute Thon. Künftig entfällt das vor allem für Begleitpersonen zweifelhafte Vergnügen des stundenlangen Anprobierens. Ein kurzes Vermessen, und schon entwirft ein Computer die ganz persönlichen Jeans unter Berücksichtigung sämtlicher mehr oder minder lästigen Körperausbuchtungen. Am Ende dieser Individualisierung der Homogenität lauert allerdings eine Horrorvision: die Welt ohne Schlußverkauf (taz vom Mittwoch, 7. Juni).

Für eine politische Zeitung gilt es vor allem dort besonders genau hinzuschauen, wo die meisten anderen wegsehen. Nach Münster in Westfalen beispielsweise, wo an der Fachhochschule der Politik-Professor Werner Pfeifenberger lehrt und Sätze verbreitet wie: „Der internationalistische Hasser Kurt Tucholsky meinte, den Menschen seines deutschen Gastlandes gesamthaft den Tod wünschen zu müssen, weil sie ihm viel zu nationalistisch dachten.“ Oder: „Die Haßtiraden der Verleumdungskampagne gegen Kurt Waldheim sollten es noch einmal jedermann deutlich vor Augen führen, daß dieser Weltkrieg noch lange nicht ausgestanden ist.“ Seit Donnerstag steht Pfeifenberger in Wien vor Gericht – als Kläger allerdings, gegen den österreichischen Journalisten Karl Pfeifer, dem er üble Nachrede vorwirft. Pfeifer hatte Pfeifenberger „Nazidiktion“ nachgesagt und ihn bezichtigt, „die Mär vom jüdischen Krieg gegen Deutschland zu verbreiten“ (taz vom Donnerstag, 8. Juni).

Genau hingesehen hat auch taz-Autor Helmut Oberdiek im Falle des Kurden Hikmet Artan, der nach Deutschland geflohen war und dann in die Türkei abgeschoben wurde, dort – durchaus vorhersehbar – zum Folteropfer wurde und aufgrund von erpreßten Geständnissen vor Gericht kam. Ihm drohen jetzt bis zu siebeneinhalb Jahren Haft. Als Oberdiek dem Skandal in der Türkei weiter nachgehen wollte, wurde er selbst verhaftet und des Landes verwiesen (taz vom Freitag, 9. Juni).

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