: Befreiungsplan oder harmloses Diskussionspapier?
■ Schreiben der inhaftierten RAF-Frau Eva Haule löst wilde Spekulationen aus
Berlin (AFP/taz) – Das Bundeskriminalamt hat einen Kassiber der im Frankfurter Frauengefängnis in Preungesheim inhaftierten RAF-Gefangenen Eva Haule sichergestellt. Die Bundesanwaltschaft leitete daraufhin Ermittlungen ein. Wie der Sprecher der Karlsruher Behörde, Rolf Hannich, bestätigte, wurde die schriftliche Mitteilung bei einer Beobachterin des Prozesses gegen die mutmaßliche RAF-Terroristin Birgit Hogefeld gefunden. Die Frau sei früher Mitgefangene von Haule gewesen. Zum Inhalt des Schriftstücks konnte Hannich noch keine Angaben machen. Er sagte nur, bislang sei unklar, ob in dem Text eine verschlüsselte Nachricht enthalten ist.
Das Münchner Magazin Focus hatte über den Fund von Anfang Mai berichtet und wilde Spekulationen weitergetragen. Demnach soll nun geprüft werden, ob der Inhalt des Kassibers auf geplante Anschläge hindeute. An wen der Kassiber gerichtet war, sei unklar. Focus zufolge ist in dem Text von einer namenlosen Gruppierung und einem Vorhaben die Rede, bei dem es sich möglicherweise um eine militante Aktion oder eine Gefangenenbefreiung handeln könnte.
Das Magazin meldete unter Berufung auf das Bundeskriminalamt (BKA) in Wiesbaden weiter, der Text handele unter anderem von Logistik, Technik und einer „Phase davor und danach“. Haule habe bei einer Vernehmung ausgesagt, in dem Schreiben gehe es darum, eine politische Diskussion mit der radikalen Linken zu organisieren. Haule spreche von einer „Rosine“. Auch von Hogefeld – die „böse Schwester“ – sei die Rede. Die 34jährige Kurierin habe ausgesagt, das Papier sollte bei ihr abgeholt werden.
Haule war im vergangenen April wegen mehrfachen Mordes, Mordversuchs und Beteiligung an einem Sprengstoffanschlag zu lebenlanger Haft verurteilt worden. Sie wurde im vergangenen Jahr zusätzlich für schuldig befunden, an einem Sprengstoffanschlag auf den militärischen Teil des Rhein-Main- Flughafens in Frankfurt/Main am 8. August 1985 beteiligt gewesen zu sein.
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