Krank und manipuliert durch Handy-Strahlen

■ Am Wochenende gründeten Berliner Handy-Kritiker eine BI gegen den Sendeschmutz

Berlin (taz) – Zuerst war da ein Stechen auf dem Kopf und ein Jucken auf der Haut. Das ewige Pochen und Kribbeln machte Helene Diesler ganz nervös. Seither findet die 81jährige keine Ruhe mehr. Auch Siegfried, ihr Sohn, hält es in der Wohnung in Berlin-Charlottenburg nur noch schwer aus. Bislang hat kein Arzt die Ursache für das Hautpieksen und die roten Stellen finden können.

Nur der herbeigerufene Umwelttechniker, der die Wohnung untersuchte, fand einen Anhaltspunkt. „Elektrosmog“, vermutlich ausgelöst von D-Netz-Handys oder einer der 250 Sendestationen, von denen eine in der Nähe steht. „Wir werden von allen Seiten bestrahlt. Jeden Abend fahren wir zu Bekannten nach Friedenau, schlafen dort“. Mutter und Sohn sind der Verzweiflung nahe.

Die beiden sind kein Einzelfall. Täglich melden sich entnervte Berliner beim „Zentrum für Baubiologie und Ökologie“. Die Klagen ähneln sich, sagt dessen Leiter Hans- Kurt von Eicken (36). „Pusteln, Pickel, Hautrötungen, Kopfschmerzen, für die die Ärzte keine Ursachen finden“. Wenn er mit seinem Meßköfferchen ausrückt, trifft er in Wohnungen immer wieder auf Elektrosmog, jene gefürchteten elektromagnetische Strahlen und Felder. Selbst wenn alle Sicherungen und Stecker von Elektrogeräten ausgestöpselt sind, strahlt es in den Wohnungen. Weil entweder ein Handy oder eine Sendestation in der Nähe ist. Diesen Strahlen kann man nicht aus dem Weg gehen.

„Seit ich mich damit beschäftige, ist mir regelrecht angst und bange geworden“, sagt Eicken. Am vergangenen Freitag gründete der Umwelttechniker eine Bürgerinitiative gegen Funktelefone. Im gesamten Bundesgebiet sind schon an die 200 solcher BIs entstanden. Einhelliges Ziel: den 2,5 Millionen Handys, die in Deutschland piepen, den Garaus zu machen. „Ihre Funkwellen verändern die Hirnstörme“, sagt Eicken und beruft sich auf eine Studie des Medizinpysikers von Klinzing von der Universität Lübeck. Der hatte bei 70 Prozent der Probanden nachgewiesen, daß sich unmittelbar nach Benutzung eines Handys die Gehirnwellen verändern, teilweise ließen sich die Werte noch eine Woche danach feststellen.

Eicken ist alarmiert. Er befürchtet, daß mit der niederfrequenten Pulsung der Handy-Signale im 217 Herz Bereich demnächst vielleicht auch menschliches Verhalten manipuliert werden könnte. „Wenn Ärzte mit elektromagnetischer Akupunktur Organe heilen können, liegt es doch nahe“. Massenmanipulation via Handy-Sendefrequenz? „Vorstellbar ist alles“. Umwelttechniker Hans-Kurt von Eicken rechnet mit dem schlimmsten. Womöglich landen Ufos in Zukunft direkt im Kopf. roga