: „Es war tierisch...“
■ Großaktion der Polizei / sechs Wohnungen und Läden durchsucht
Sehr unsanft sind gestern einige BremerInnen um sechs Uhr morgens aus dem Schlaf gerissen worden. „Da standen plötzlich Polizisten im Zimmer und haben rumgebrüllt“, schildert eine WG-Bewohnerin in der Grundstraße den rabiaten Beginn einer fast fünfstündigen Durchsuchung. „Die haben alle Türen aufgebrochen und über drei Etagen alle Räume durchsucht.“ Insgesamt fanden in Bremen sechs Durchsuchungen statt. Vier davon waren im Viertel.
Neben der Aktion in der Grundstraße wurde der BBA-Laden, der Frauenbuchladen und eine Frauen-WG in der Römerstraße durchsucht. Dabei durchstöberte die Polizei außer der WG auch eine psychologische Praxis, die im gleichen Haus ist, und nahm einfach die Patientenkartei mit. Monika Palm, eine der Therapeutinen, ist darüber sehr erbost. „Wir müssen uns noch mit unserem Anwalt beraten, ob wir Anzeige erstatten oder klagen.“
Überall wurden Computer und kistenweise Akten, Bücher, Zeitungen und Zeitschriften abtransportiert. „Das war tierisch, die haben das ganze Haus systematisch durchsucht und kistenweise Material rausgeschleppt“, empört sich eine Bewohnerin in der Römerstraße. Auch aus dem BBA-Laden hat die Polizei Akten, Broschüren und zwei Computer beschlagnahmt. Dort sind, laut Dagmar Rehse von der BBA, „drei zufällig anwesende Personen zur Personalienfeststellung festgenommen worden“. Sie seien erst nachmittags wieder freigekommen. Zwei von Ihnen seien erkennungsdienstlich behandelt worden.
Nur im Frauenbuchladen blieb alles, bis auf zwei Zeitschriften, an seinem Platz. Der Trägerverein wurde allerdings erst telefonisch informiert, als schon alles gelaufen war.
Die Durchsuchungen in Bremen waren Teil einer Aktion der Bundesanwaltschaft. Dabei wurden bundesweit 50 Objekte durchsucht. Der Aktion liegen Ermittlungsverfahren gegen die terroristischen Vereinigungen „Antiimperialistische Zelle“, „Das K.O.M.I.T.E.E.“ und RAF sowie gegen die Herausgeber der Zeitschrift „radikal“, die vom Generalbundesanwalt als „linksextremistische und -terroristische Untergrunddruckschrift“ eingestuft wird, zu grunde. Verhaftungen gab es bundesweit vier. Doch Einzelheiten darüber würden erst veröffentlicht, wenn die Verhafteten dem Ermittlungsrichter vorgeführt worden sind.
Da der Generalbundesanwalt der Polizei und Staatsanwaltschaft einen Maulkorb verordnet hatte, waren keine Einzelheiten über die Bremer Aktion in Erfahrung zu bringen. „Ich kann dazu nichts sagen“, wehrte gestern Staatsanwalt Hans-Georg von Bock und Polach jede Frage ab. „Das läuft alles über Karlsruhe.“ sch
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