Leerstand in den Friedrichstadtpassagen

■ Kaum Interesse an Büroräumen zwischen Behren- und Taubenstraße / Stärkere Nachfrage an kleinteiligen Quartieren

Die Wiederbelebung der Friedrichstraße wird noch eine Weile auf sich warten lassen. Zwar stehen die Bauarbeiten in den Blöcken zwischen Behrenstraße und Taubenstraße kurz vor dem Abschluß, die Vermietung der Büroflächen allerdings gestaltet sich außerordentlich schwierig. Im mittleren Quartier 206 hat die Fundus- Gruppe erst 500 von insgesamt 22.160 Quadratmeter Bürofläche vermietet. Im Glaspalast von Jean Nouvel, auf dem weithin sichtbar das Schild „Zu vermieten“ prangt, sind nach Angaben des Investors Roland Ernst derzeit etwa 30 Prozent der Büroräume vermietet. Im südlichen Block 205 von Oswald Maria Ungers – hier stehen 29.280 Quadratmeter zur Vermietung – wird derzeit mit einem Rechtsanwaltsbüro über die Vermietung der ersten 8.000 Quadratmeter Bürofläche verhandelt.

Wie Roland Ernst gegenüber der taz erklärte, halte sich derzeit vor allem die Nachfrage nach großflächigen Büroräumen in Grenzen. Ungleich größer sei das Interesse an Büros zwischen 300 und 1.000 qm Ernst bestätigte aber auch einen Trend, demzufolge die Nachfrage in den kleinteilig bebauten Quartieren größer ist als in den einheitlichen Blöcken. Am Gendarmenmarkt, erklärte Ernst, gebe es bereits lange vor der Fertigstellung genügend Interessenten. Über mangelnde Nachfrage kann auch die Hanseatica nicht klagen. Obwohl das „Kontorhaus Mitte“ zwischen Mohren- und Kronenstraße erst Ende des nächstes Jahres fertig wird, sind von den 17.000 Quadratmeter Bürofläche bereits jetzt 3.000 Quadratmeter vermietet. „Ein guter Teil davon war schon weg, als wir mit den Bauarbeiten noch nicht mal aus dem Erdreich raus waren“, freut sich Hanseatica-Sprecher Egon Meyer. Meyer erklärt sich die Attraktivität vor allem mit der Kleinteiligkeit des von Kleihues entworfenen Projekts, in das auch ein Altbau einbezogen wird. „Die Firmen möchten sich mehr und mehr mit den Gebäuden identifizieren, in die sie ziehen“, weiß Meyer um die Wünsche seiner Kunden.

Gute Karten haben die „Quartiere mit Gesicht“ auch bei der Vermietung der Ladenflächen. Im Hofgarten-Projekt nördlich der Behrenstraße, im Baukastenprinzip mit drei Altbauten und fünf Neubauten errichtet, ist mit der Bekleidungsfirma H&M bereits die Hälfte der Ladenfläche weg.

Daß die Firmen wählerisch geworden sind, liegt auf der Hand. Allein in der Friedrichstraße befinden sich derzeit 700.000 Quadratmeter Bürofläche im Bau. 300.000 Quadratmeter stehen in Berlin derzeit leer. Während viele Projekte mit Mieten zwischen 60 und 80 Mark pro Quadratmeter kalkuliert wurden, ist heute nur noch knapp die Hälfte zu realisieren. Noch immer allerdings werden in der Friedrichstraße Mieten von über 50 Mark pro Quadratmeter verlangt. Uwe Rada