: Bioethiker unter Beschuß
■ Ehemaliges Vorstandsmitglied in Mun-naher Organisation sitzt im Ethik-Komitee der Unesco
Berlin (taz) – Darf ein Vorstandsmitglied aus der Mun-Bewegung dem Internationalen Ethik-Komitee der Unesco angehören? Vor zwei Wochen wurde in der ZDF-Sendung „Frontal“ der Vorwurf erhoben, der renommierte Bioethiker Hans Martin Sass, Professor an der Bochumer Ruhr-Universität und einziges deutsches Mitglied in dem Ethik-Gremium der Unesco, sei seit fast sieben Jahren als Vorstand für die „Professors World Peace Academy“ (PWPA) tätig. Die international tätige Professorenvereinigung wurde 1974 von San Myung Mun, dem selbsternannten „Messias“ der Vereinigungskirche, ins Leben gerufen. Niederlassungen wurden bisher unter anderem in Japan, Korea, den USA und Deutschland gegründet. Mit einem Netz von Unternehmen, religiösen Stiftungen und kulturellen Organisationen will Mun seit 1954 die Menschheit erretten – mit dem Ziel einer globalen Theokratie.
Hans Martin Sass gesteht seine Mitgliedschaft im Vorstand bei dem in Nordrhein-Westfalen eingetragenen gemeinnützigen europäischen Ableger der PWPA ein: Seit 1981 sei er Mitglied und seit 1988 auch im Vorstand. Ein Auszug aus dem Vereinsregister in Frankfurt am Main, das der taz vorliegt, zeigt jedoch, daß Sass bereits 1981 für den deutschen Ableger der PWPA im Vorstand saß.
Bezweifelt werden muß auch die Erklärung von Sass, er habe erst kurz vor dem ZDF-Beitrag erfahren, daß die PWPA „mit der Mun-Sekte in Verbindung gebracht wird“. Bereits Anfang der achtziger Jahre erschienen Berichte in der Presse, die eine Verbindung der PWPA zur weitverzweigten Mun-Sekte aufzeigten. Und im Jahre 1981 kaufte der Koreaner Hae Kwan Kim, der bis 1993 im PWPA-Vorstand war, im Auftrag der Professorenvereinigung und der rechtsgerichteten Hochschulvereinigung CARP, die ebenfalls der Mun-Bewegung angehört, ein 2,5 Millionen Mark teures Gebäude, den späteren Vereinssitz der PWPA.
Inzwischen habe er, so Sass, die Mitgliedschaft in der PWPA gekündigt: Mit der Mun-Sekte wolle er nichts zu tun haben. Ob das ausreicht, um seinen Platz im Ethik-Komitee der Unesco zu retten, ist jedoch fraglich. Wolfgang Löhr
Tagesthema Seite 3
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