■ Das Portrait: Der Schnüffler
Spaniens Geheimdienstchef Alonso Manglano Foto: taz-Archiv
„Der hellste Kopf, der mir je über den Weg gelaufen ist“, schwärmt Spaniens Vizepräsident Narcis Serra, wenn von Emilio Alonso Manglano die Rede ist. Der 69jährige General ist Chef des militärischen Abschirmdienstes Cesid – eines 3.000 Mann starken Heeres gegen den inneren und äußeren Feind. Und der wird überall vermutet.
Manglano hat im Laufe seiner steilen Militärkarriere drei verschiedenen Herren gedient: In den Fünfzigern zog er mit Francos Wache gegen die Marokkanische Befreiungsarmee zur Verteidigung der Kolonialstadt Sidi- Ifni. Ein Hemdwechsel nach dem Tod des Diktators, und auf zu neuen Ufern: 1981 lüpfte ihn die erste demokratische Regierung auf den Chefsessel des Cesid. Ausmisten war angesagt, zudem der allmächtige Dienst kurz zuvor, am 23. Februar, peinlichst versagt hatte: Von den Putschplänen des Guardia- Civil-Obersten Tejero, der mit seinen Mannen das Parlament stürmte, wollte der Dienst nichts gewußt haben.
Der General bewährte sich. Nur eineinhalb Jahre später, am 27. Oktober 1982, ließ er am Vorabend der Wahlen erneute Umsturzpläne auffliegen. Der junge Sozialist Felipe González wurde Präsident – und Narcis Serra sein Verteidigungsminister und Chef des Generals. Der Beginn einer langen und wunderbaren Freundschaft.
Manglano deckt den Wissensdurst seiner neuen Herren zur vollen Zufriedenheit. Bis zu Botschafter oder Minister, alles kann dabei zum Objekt der Begierde werden. Als sich Ex-Guardia-Civil- Chef Luis Roldán im April 1994 durch Flucht ins Ausland einem Verfahren wegen Korruption entzog, ließen ihn alle fallen, nur nicht Manglano. Davon sind zumindest die ermittelnden Polizeibeamten überzeugt – ihre Telefone wurden angezapft.
Der Chefagent, der sich gerne in der Öffentlichkeit zeigt und artig Interviewfragen beantwortet, verfügt auch international über gute Freunde. Der Waffenhändler Monzer Al Kassar wurde eingespannt, als es darum ging, Flugabwehrraketen zu beschaffen.
Regierungschef González und der heutige Vizepräsident Serra bedankten sich für soviel Einsatz auf ihre Weise. Als der General mit 64 in den Ruhestand geschickt werden sollte, änderte man das Militärgesetz. Jetzt steht er dem Cesid als Zivilist vor. Warum das Ganze? Die Antwort Serras ist einfach und bestechend: „Manglano hat mich nie enttäuscht.“ Reiner Wandler, Madrid
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen