Die Amis erfinden immer noch am meisten

■ Über 100 gentechnische Verfahren beim Europäischen Patentamt angemeldet

München (taz) – Die meisten gentechnologischen Patente werden mittlerweile in den USA entwickelt. Dieser Trend, der Anfang der neunziger Jahre begonnen hat, habe sich auch 1994 fortgesetzt, sagte Johann Haugg, einer der Chefs des Europäischen Patentamts, bei der gestrigen Jahresbilanz seiner Institution. „Inzwischen besteht hier eine große Schere zwischen den USA und dem Rest der Welt“, erklärte Haugg. Etwa 100 Gen-Erfindungen wurden im letzten Jahr insgesamt beim Europäischen Patentamt eingereicht; wie viele davon aus der Bundesrepublik stammten, konnte Haugg nicht sagen.

Generell meldet das Europäische Patentamt für das vergangene Jahr eine deutliche Steigerung der Anmeldungen. Etwa 74.000 Patentforderungen seien eingegangen, verglichen mit 71.000 im Jahr 1993. „Ein erfreulicher Zuwachs“, meint der Patentamtspräsident Paul Braendli.

Fast dreißig Prozent der Patentanmeldungen stammen aus den USA. Die Bundesrepublik liegt mit 19 Prozent auf Platz zwei, gefolgt von Japan mit 18 Prozent. In den zentralen Feldern Medizintechnik und Elektronik fallen die europäischen Staaten jedoch zurück, in den USA und Japan seien deutlich stärkere Steigerungen festzustellen. „Hier droht Europa in den technologischen Rückstand zu kommen“, sagte Braendli.

Neben der Gentechnik dominieren die USA auch den regulären medizintechnischen Markt. Japan habe besonders viele elektronische Bauteile zur Patentierung angemeldet, so Braendli. Und die Bundesrepublik setzt offenbar immer noch auf die Autoproduktion: Der größte Teil der Kfz-Patentanmeldungen werde in Deutschland entwickelt. Deutlich zurückgegangen sind dagegen die Patentanmeldungen in der organischen Chemie und im Bereich Datenverarbeitung.

Braendli rechtfertigte auch die hohen Gebühren, die satten Gehälter und die lange Verfahrensdauer der Behörde, die von 17 Staaten getragen wird: Die Gehälter seien zwar um dreißig Prozent höher als in einem vergleichbaren deutschen Amt, doch drei Viertel der Beschäftigten kämen aus dem Ausland, erhielten also eine verdiente Zulage. Zudem müsse sich das Amt allein aus den Gebühren finanziern. Man arbeite aber daran, die Verfahren zu verkürzen, die heute noch zwischen drei und vier Jahren dauern. Felix Berth