Kommentar (s.S. 22): Personal muß spuren
■ Mangelnde Solidarität mit VerkäuferInnen
VerkäuferInnen sind für alle und alles da: Sie müssen die Wurst abwiegen, das Sommerkleid in Größe 42 aus dem Lager in die Kabine schleppen, den passenden Verstärker zum CD-Spieler ermitteln... Das Personal ist in den meisten Fällen weiblich. Für rund 3.000 Mark brutto leisten die Einzelhandelskauffrauen in den Kaufhäusern Schwerstarbeit. Den ganzen Tag stehen und gehen sie in miserabler Luft, arbeiten im Schichtdienst, müssen freundlich sein.
Können KundInnen sich zuhause auch kein Personal leisten, im Kaufhaus haben sie Dienstleistungspersonal. Das hat zu funktionieren und zu spuren. Zumal, wenn es Frauen sind. Müssen die sich unbedingt im Kaufhaus verwirklichen? Haben doch selbst schuld, wenn sie da arbeiten, wird sich mancher denken. Sollte das Personal es dann noch wagen, für mehr Lohn zu streiken, reagieren KundInnen aggressiv – wie am vergangenen Samstag. Ein Autofahrer fuhr einem Streikposten vor „Wertkauf“ über den Fuß.
Den KonsumentInnen fehlt das Verständnis und die Solidarität für die Streikenden. Denn es geht ja an die eigene Bequemlichkeit und den eigenen Geldbeutel. Sollten nämlich die ArbeitgeberInnen sich auf einen deutlich höheren Tarifabschluß einlassen, werden auch die Waren teurer. Doch dieser Streik wird nicht der letzte sein. Bis die letzten „Perlen“ in den Kaufhäusern angemessene Löhne bekommen, bedarf es noch vieler Arbeitskämpfe. Ulrike Fokken
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