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Olympier überwinden Alter

■ Nach der Anhebung des Alterslimits auf 80 kann IOC-Präsident Samaranch (74) sich in Ruhe auf die Olympischen Winterspiele 2002 in Salt Lake City vorbereiten

Budapest (dpa) – Die 104. Vollversammlung hat am Sonntag in Budapest überraschend das Alterslimit der persönlichen Mitglieder um fünf auf 80 Jahre erhöht. Eine entsprechender Antrag war von rund 70 Mitgliedern eingebracht worden. Damit ist der Weg für Präsident Juan Antonio Samaranch (74) doch noch frei, 1997 eine vierte Amtsperiode anzutreten. „Meine endgültige Entscheidung“, sagt der zwar bescheiden, „werde ich Ende 1996 bekanntgeben“, doch würde er nicht wollen, hätte es der Neuauflage der zuvor gescheiterten Prozedur nicht bedurft, die selbst der deutsche NOK-Vorsitzende Walther Tröger als „stillos“ empfand.

Zum Abschluß seiner Sitzungen in Budapest nahm das IOC elf neue Mitglieder auf, darunter die drei Präsidenten internationaler Fachverbände als Ex-officio-Mitglieder: Juri Titow (Rußland/Turnen), Mustapha Larfaoui (Algerien/Schwimmen) und Rene Fasel (Schweiz/Eishockey).

Die prominentesten regulären neuen Mitglieder sind die siebenfache olympische Goldmedaillen- Gewinnerin im Turnen Vera Caslavska (Tschechische Republik) und der dreifache Goldmedaillen- Gewinner im alpinen Ski, Jean- Claude Killy (Frankreich). Dazu kommen Ram Samy (Südafrika), Antun Vrdoljak (Kroatien), Renaldo Gonzalez Lopez (Kuba), Patrick Hickey (Irland), Toni Khouri (Libanon) und Olegario Vazquez Rana (Mexiko). Bei der Wahl um einen Platz im Exekutiv- Komitee, mit dem der deutsche NOK-Vorsitzende Walther Tröger kurzzeitig geliebäugelt hatte, setzte sich der Australier Kevan Gosper durch. Bereits am Freitag war der Ungar Pal Schmidt zum vierten Vizepräsidenten gewählt worden. Die Entscheidung für Salt Lake City als Austragungsort der Olympischen Winterspiele 2002 findet derweil allgemeine Zustimmung „Der mit Abstand beste Kandidat hat verdient gewonnen“, erklärte das deutsche IOC-Mitglied Thomas Bach, der die Abstimmung als Leiter der Bewertungskommission auch als persönlichen Erfolg verbuchen kann.

Mit der Mormonen-Stadt im Staate Utah sind die USA mit den 19. Winterspielen seit 1924 zum vierten Male nach Lake Placid (1932, 1980) und Squaw Valley (1960) Schauplatz einer olympischen Veranstaltung auf Eis und Schnee. „Dies ist einer der größten Tage in der Geschichte unserer Stadt“, freute sich Tom Welch, der Präsident des Vorbereitungskomitees von Salt Lake City. Die richtige Stadt habe gewonnen, sagte Welch, der bei einem Scheitern „als Gärtner nach Mauritius gegangen wäre“, und fügte an: „30 Jahre Vorbereitung haben sich heute ausgezahlt.“

Salt Lake City hatte bereits im ersten Wahldurchgang die absolute Mehrheit erzielt (54 Stimmen). Östersund und Sion kamen auf je 14, Quebec auf sieben Stimmen. Drei waren ungültig. Die US- Amerikaner überzeugten die Olympier offenbar auch bei der letzten, jeweils einstündigen Präsentation mit ihren Möglichkeiten. Per Video setzte sich auch Präsident Bill Clinton für das Wintersport-Eldorado in den Rocky Mountains ein.

Für die Ausrichtung der privat zu organisierenden Spiele vom 9. bis 24. Februar 2002 sind 797,8 Millionen Dollar eingeplant, 43 Prozent davon sollen durch Sponsoring hereinkommen, 39 Prozent aus dem Verkauf von Fernsehrechten, der Rest durch den Verkauf von insgesamt 1,77 Millionen Eintrittskarten.

Kleines Problem: Im Jahre 2002 wird Juan Antonio Samaranch 81 Jahre zählen und somit auch die neue Altersgrenze forsch überschritten haben. Aber, gemach: Noch ist genügend Zeit für weitere Regelmodifikationen.

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