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Tschetschenen fliehen aus Budjonnowsk

Moskau (taz) – Nach der Geiselnahme in Budjonnowsk wächst in Rußland der Haß gegen die Tschetschenen. So teilte die Bürgerrechtlerin Valerija Nowodworskaja der taz mit, zu Wochenbeginn seien etwa 10.000 TschetschenInnen in Rußland verhaftet worden, angeblich zwecks Feststellung ihrer Personalien. In Moskau und Sankt Petersburg gab es die meisten Opfer polizeilichen Eifers, darunter wohlhabende Geschäftsleute und Häupter der tschetschenischen Diaspora. „Man benutzt diese Leute einfach als Geiseln“, sagte Nowodworskaja. Den Großbezirk Stawropol, in dem Budjonnowsk liegt, haben zahlreiche tschetschenische Familien fluchtartig verlassen. In der dortigen Öffentlichkeit wird die These einer fünften tschetschenischen Kolonne immer breiter verfochten, die angeblich den Terrorakt an Ort und Stelle vorbereitet habe. Manche TschetschenInnen wurden von Kosaken-Abteilungen mißhandelt, andere einfach gezwungen, ihre Sachen zu packen. Die Iswestija berichtet von der Familie Sulejmanow, die sich jetzt nach Grosny aufgemacht hat, während ihr Hof mit vernagelten Fensterläden dasteht. Gründlicher gingen die Kosaken der gleichen Quelle zufolge im benachbarten Bezirk Krasnogwardejsk vor, wo sie tschetschenische Schafhirten überfielen und ausraubten. Die Forderung nach nationaler und rassischer Reinheit klingt in Deklarationen des Gouveneurs von Stawropol und der Kreisduma an. Letztere beschloß einen offenen Brief an den Präsidenten, in dem ihm vorgeworfen wird, „den Genozid am russischen Volke zugelassen zu haben“. Weiter schreiben die Deputierten: „Wir haben genug davon, wie die Bewohner von Stawropol unter dem Aushängeschild des ,Internationalismus‘ zum Gespött gemacht werden.“ Barbara Kerneck

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