■ Standbild: Abenteuerlich
„Freizeit“, Donnerstag, 19.45 Uhr, Bayern 3
Noch nie was von House Running gehört? Oder von Accro-Branché???? Ja, aber was Streetball ist, dürfte schon gewußt sein, nicht wahr? Mir ging es auch so, ahnungslos durch eine Sendung irrend, doch immer hoffend, hilflos im Meer der hippsten Hip-Ideen einen Strohhalm zu entdecken. An Sendungen wie dieser erkennt man, daß man irgendwie ältelt.
Accro-Branché meint nichts anderes als das Beklettern von Bäumen. Irgendwo südlich von Lyon bietet ein pfiffiger Freizeitmacher Erwachsenen an, mit Seil und Haken auf Bäume zu steigen – „wie die Kinder“, jubelt die Moderatorin, die sich offenbar selbst gerade von ihren Pampers befreit hat. Wir sehen rückenverspannte Menschen, die Angst haben abzustürzen, und vermutlich nur auf Anweisung des Kameramanns die Augen geschlossen halten. Leider fehlt der rechte Kick: Niemand stürzt ab.
Dann wird noch ein „Camp“ vorgestellt, das so jugendherberglich ist, wie die Moderatorin ausersehen für eine Karriere im Fernsehen: Es liegt in einem Schloß und bietet Jugendlichen nicht nur Kurse im Streetball (endlich!), sondern auch in der Kunst, einen Computer bedienen zu können. Ein Junge sagt: „Ich finde Computer geil. Und Streetball auch.“ Die Moderatorin lacht dazu in die Studiokulisse hinein, rührt ein bißchen in Ziegelmilchmolke, sitzt dann wieder auf einem Heulaster und läßt dazu einen Bauern grinsen.
So also sehen die Abenteuer aus, von denen der BR glaubt, daß sie ein Leben lohnen. Das beruhigt. Angelegt als lebensbegleitende Förderstunden. Wenn bloß die Moderatorin nicht wäre, die Sendung wäre gut geeignet für jeden Offenen Kanal. Arne Fohlin
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