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Mubarak zeigt auf das schwarze Schaf Sudan

■ Bis zu sieben Tote bei einem gescheiterten Mordanschlag gegen den ägyptischen Präsidenten in Äthiopiens Hauptstadt Addis Abeba kurz vor Beginn des OAU-Gipfels / Mubarak entkommt unverletzt

Addis Abeba/Kairo (dpa/AFP/ taz) – „Aus Sudan“ sollen die Attentäter gekommen sein, die eine Stunde vor Beginn des Gipfels der „Organisation Afrikanischer Einheit“ (OAU) in Äthiopiens Hauptstadt Addis Abeba auf die Wagenkolonne des ägyptischen Staatschefs Hosni Mubarak schossen. Die Kolonne befand sich auf dem Weg vom Flughafen in das OAU- Konferenzzentrum, als eine Gruppe Bewaffneter das Feuer eröffnete. Mubarak blieb unverletzt und flog sofort nach Ägypten zurück. Bei seiner Ankunft erklärte er: „Es ist sehr wahrscheinlich, daß die Terroristen aus Sudan nach Äthiopien gekommen sind.“ Der Attentäter, der auf sein Auto geschossen habe, sei „kein Äthiopier, kein Schwarzer“ gewesen.

Augenzeugen berichteten, die Attentäter seien im Schutz von zwei vor ihnen herfahrenden Fahrzeugen zu Fuß auf die Kolonne Mubaraks zugestürmt; einige hätten auch von Dächern umliegender Häuser geschossen. Nach Angaben der ägyptischen Botschaft wurden mehrere Leibwächter Mubaraks getroffen. Zwei äthiopische Polizisten wurden getötet. Die Leibgarde und die äthiopische Polizei soll nach ägyptischen Angaben zwei der Attentäter getötet und einen dritten verletzt haben, die übrigen seien entkommen. OAU-Delegierte berichteten von insgesamt sieben Toten.

Mit seiner Beschuldigung gegen den Sudan heizt Mubarak den Konflikt zwischen dem islamistischen Regime des Sudan und seinen Nachbarn weiter an. Am Wochenende entdeckten Sicherheitskräfte im Süden Ägyptens über 600 Kilogramm Sprengstoff, die aus Sudan stammen sollen. Sudan hat Truppen an der Grenze zu Eritrea aufmarschieren lassen, nachdem sich letzte Woche die sudanesische Opposition einschließlich der bewaffneten SPLA in Eritreas Hauptstadt Asmara getroffen und zum gemeinsamen Vorgehen aufgerufen hatte. Äthiopiens Präsident Meles Zenawi, der gestern als Gipfelgastgeber zugleich den OAU-Vorsitz übernahm, hat selbst mit islamistischen Rebellengruppen zu tun und ist neben Ägypten der größte afrikanische Empfänger von US-Hilfe.

Der Anschlagsversuch überschattet den Gipfel ähnlich wie die Ermordung des algerischen Präsidenten Mohamed Boudiaf kurz vor dem OAU-Gipfel von 1992 in Dakar. Die ohnehin rigorosen Sicherheitsvorkehrungen rund um das OAU-Gebäude „Africa Hall“ sollen jetzt noch strenger werden. Die Halle war sowieso schon völlig abgeriegelt – aber wie jetzt bekannt wurde, lebten die Attentäter mit ihren Maschinengewehren und Bomben schon seit vier Tagen ungestört in dem Haus am Flughafen, von dem aus sie angriffen. D.J.

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