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Immer neuer Beschiß

■ Die Regierung zieht alle Register, um einen Ozonalarm zu verhindern

Berlin (taz) – Die Bundesregierung will mit Taschenspielertricks den Verkehr auch bei schlimmstem Sommersmog vor Einschränkungen schützen. Zwar beschloß sie letzte Woche eine Senkung des ursprünglichen Eingreifwerts von 270 auf 240 Mikrogramm Ozon pro Kubikmeter Luft. Zugleich aber veränderte sie auch den Radius, in dem drei Meßstellen liegen müssen, bei denen der kritische Wert überschritten wird. Das Umwelt- und Prognose-Institut in Heidelberg (UPI) weist darauf hin, daß auf diese Weise die Wahrscheinlichkeit eines Ozonalarms gleich null sein wird.

War in dem ursprünglichen Gesetzentwurf noch ein Radius der Meßpunkte von 50 bis 300 Kilometern vorgesehen, so müßten sie jetzt in einem Gebiet zwischen 50 und 100 Kilometern liegen. Werden, wie häufig, im Raum Mannheim und bei Wiesbaden hohe Werte erreicht, dann fehlt für einen Sommersmogalarm vermutlich der dritte Meßpunkt: „Andere stark belastete Regionen liegen nämlich von einem der beiden Orte mehr als 100 Kilometer entfernt“, erläutert UPI-Mitarbeiter Dieter Teufel. Er hat ausgerechnet, daß die Wahrscheinlichkeit eines Ozonalarms durch diesen Trick um 92 Prozent sinkt.

Daß der Bundesregierung die Gesundheit der BürgerInnen schnuppe ist, wird aber auch an der Laschheit der anvisierten Maßnahme deutlich. Wenn bei 240 Mikrogramm Fahrverbote in Kraft treten, sinkt die Spitzenkonzentration nur um 0,8 Prozent, ermittelte das UPI. Der von der SPD favorisierte Vorschlag, bei 180 Mikrogramm Tempolimits und bei 240 Mikrogramm Fahrverbote zu erlassen, würde die Ozonspitzenwerte immerhin um etwa 10 Prozent senken. Annette Jensen

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