: Freude über mehr Geldumlauf
■ Das erbeutete Geld durch die Geiselnahme am Dienstag hat nicht nur einen hohen Wert, sondern auch so sein Gewicht / Schätzungen liegen bei bis zu einhundert Kilogramm
Fünf Millionen Mark! Würde Geld stinken, hätte die Polizei die flüchtigen Erpresser schon längst dingfest gemacht. Denn die fünf Millionen Mark, die die fünf Bankräuber mit einer Geiselnahme am Dienstag erpreßt haben, passen nicht in die Gelenktasche. „Ich komme bestimmt nicht in so eine Verlegenheit, das zu tragen“, bedauert Herr Glutsch von der Pressestelle der Deutschen Bank. Auch Jürgen Albrecht, Direktor der Privatkundenabteilung der Deutschen Bank, hat sich am Dienstag abend gefragt, „was für eine Menge Papier“ das wohl sei.
Auf Bitten der taz bearbeitete Klaus Sington-Rosdal von der Landeszentralbank seinen Taschenrechner: Sollten die Erpresser die fünf Millionen in Tausendmarkscheinen bekommen haben, würden sie gerade mal siebeneinhalb Kilogramm Fluchtgepäck mit sich herumschleppen. Bei Fünfhundertmarkscheinen erhöht sich das Gewicht auf knapp dreizehn Kilo, bei Zweihundertmarkscheinen hätten die Jungs dreißig Kilo Marschgepäck dabei.
Der Vertriebsmitarbeiter der Bundesdruckerei, Peter Glöckner, bezweifelt, daß die Erpresser Tausendmarkscheine gefordert haben. „Fünfzigmarkscheine sind leichter in Umlauf zu bringen“, sagte er. Nach seinen Schätzungen müßten die Erpresser knapp einhundert Kilo mit sich herumtragen, wenn sie sich eine nette Mischung aller Scheine haben zusammenstellen lassen.
Viel wichtiger als die Geldmischung ist die Zeit der Herstellung der Scheinchen. Denn vom 1. Juli an sind die zwischen 1960 und 1980 von der Deutschen Bundesbank ausgegebenen alten Banknoten keine gesetzlichen Zahlungsmittel mehr. Sollten den Erpressern solche angedreht worden sein, könnte es ihnen mit ihrer Beute so ergehen wie den bis heute spurlos verschwundenen sogenannten „Oetker-Millionen“.
Die Kidnapper erpreßten vor knapp zwanzig Jahren 21 Millionen Mark in Tausendmarkscheinen, von denen bislang nur sieben „Braune“ Riesen auftauchten. „Wenn alte Scheine dabei wären, würden wir die Täter unnötig provozieren“, sagte eine Mitarbeiterin der Polizeipressestelle.
Ein nicht genannt werden wollender Mitarbeiter der Landeszentralbank verriet der taz eine Anlagemöglichkeit für die Millionen: Nach einer „alten Regel“ aus seiner Banklehre solle man ein Drittel in Grundstücke, ein Drittel in Wertpapiere und den Rest in Gold investieren. Ein ebenfalls nicht genannt werden wollender Herr von der Bundesdruckerei, die im Jahr etwa 500 Millionen Mark druckt, gab unumwunden zu: „Wir freuen uns, daß mehr Geld im Umlauf ist.“ Barbara Bollwahn
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