piwik no script img

■ Linsen SouffléZahlen, Rekorde und Schweißperlen

Jetzt ist es also passiert. War ja auch eigentlich nur eine Frage der Zeit, bis jemand „Jurassic Park“ knacken würde. Der neue „Batman“ – Regie: Joel Schumacher – hat es geschafft. Mit 52,8 Millionen Dollar Einspiel am ersten Wochenende legte „Batman Forever“ (mit Val Kilmer, Tommy Lee Jones, Jim Carrey, Nicole Kidman) den besten US-Kinostart aller Zeiten hin. „Jurassic Park“ erzielte 1993 „nur“ 50,1 Millionen. Außerdem schaffte der Flattermaxe noch einen Rekord: Das Freitags-Ergebnis von 20,05 Millionen Dollar ist das erste US- Tageseinspiel über 20 Millionen und damit das höchste aller Zeiten. Tusch! Und Deckung! Denn schon schlägt Disney mit seiner Indianerprinzessin „Pocahontas“ zu. Sie ist die einzige, die den dunklen Ritter aufs Kreuz legen könnte und ebenfalls das magische 100-Millionen-Dollar-Einspiel (allein in den USA und Kanada) überspringen könnte. Die anderen haben kaum eine Chance, diesen Sommer starten einfach zu viele Großproduktionen. Sie leiden nun erst einmal alle unter Fledermaus-Verstopfung, denn „Batman Forever“ wurde auf 3.800 Leinwänden gestartet, das sind 20 Prozent aller verfügbaren US-Abspielstellen. Wem das zu viele Zahlen sind, dem sei noch mal ins Gedächtnis gerufen, daß Filmemachen ein Geschäft ist. Jeder will verdienen. Und wenn da jemand behauptet, er möchte Kunst machen, und das Publikum sei ihm egal, dann kann er das ruhig tun. Nur verdient er dann nichts und kann es sehr bald nicht mehr tun. Kino ist Unterhaltung, Geschäft und eine riesige Arbeitsbeschaffungsmaßnahme. Bei uns wird das wohl nie jemand kapieren, talentierte Regisseure und Schauspieler schnüren weiter ihr Bündel. Apropos, dem „bewegten Mann“ Till Schweiger wurde gerade seine erste englischsprachige Rolle angeboten. Neben Gérard Depardieu soll er in „The Northmen“ nach einem Drehbuch von Hollywood-Rechtsaußen John Milius die zweite Hauptrolle übernehmen. Vorher spielt Schweiger aber noch in Detlev Bucks neuem Film „Männerpension“. Daß das Filmgeschäft immer riskanter wird, weil die Einsätze immer höher werden, ist eine ganz andere Sache. In der letzten Woche berichteten wir, daß Jim Carrey für die Hauptrolle in der Komödie „Cable Guy“ 17 Millionen Dollar Gage bekommen würde, das ist schon wieder überholt. Carrey unterschrieb für 20 Millionen plus 15 Prozent Beteiligung an den Einnahmen. Und schon bekommen die Manager der Studios wieder das ganz große Zittern. Denn für eine relativ billig zu produzierende Komödie ist so eine Gage zu verschmerzen, die Gewinnspanne ist im Erfolgsfall entsprechend hoch. Doch nun werden auch Harrison Ford, Tom Cruise und Konsorten mehr verlangen, Sylvester Stallone bekommt für „Daylight“ ebenfalls 20 Millionen, und auch die Frauen – Demi Moore darf 12 Millionen für „Striptease“ einsacken – ziehen nach. Da aber ein großer Actionfilm heute nicht mehr unter 50 Millionen Dollar zu machen ist („Batman Forever“ kostete 80), wirken solche Gagenforderungen schweißtreibend auf die Bosse, wo doch schon ein einziger Flop dieser Größenordnung ein ganzes Studio zusammenbrechen lassen kann. There's no business like show business! Karl Wegmann

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen