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Von der Inselexistenz zur Starseite

■ betr.: „Das Theater als unmorali sche Anstalt“, taz vom 22. 6. 95

In der taz haben die Diskussionen über Pro und Contra einer speziellen Frauenseite Tradition. Der Artikel von Halina Bendkowski läßt mich nun mal wieder über die Ambivalenz dieser taz-Seite nachdenken. Einerseits ist es ein Genuß, diese längst überfällige Kritik deutscher männlicher Befindlichkeit im ästhetischen Bereich hier lesen zu können. Andererseits frage ich mich, ob ein Beitrag dieser Art nicht schon lange im Kulturteil dieser Zeitung angebracht gewesen wäre. Da in der Kultursparte jedoch die von Halina Bendkowski an dem Theatermann Heiner Müller beschriebene Entwicklung in der Tendenz eher affimiert wird – könnte es sein, daß Beiträge mit Mainstream-kritischem Gehalt zum gängigen Kulturbetrieb gar keine Chance zur Veröffentlichung gehabt hätten?

So gesehen dürften wir Frauen uns wieder freuen, daß es eine Frauenseite gibt. Die „Inselexistenz“ der Seite eröffnet dann den Raum für kluge Kritiken, die bei den anderen taz-Seiten (den eigentlich wichtigen) kein Gehör gefunden haben. So wird „Ladies almanach“ noch zur Starseite, die von Frauen und Männern ob ihrer sperrigen und intelligenten Ausrichtung jenseits von Opportunität wertgeschätzt wird. Dörthe Jung, Frankfurt/Main

Endlich einmal werden die Ketten des Schmalspurfeminismus gesprengt und Geschlechterkritik auch am ehernen Theater der Frauenseite zugetraut. Auf den Kulturseiten vermissen wir das schon so lange, daß der Mangel erst mit diesem wundervollen Beitrag schmerzlich ins Bewußtsein zurückprallt. Mehr davon! Jeden Tag Geschlechter-taz! Tina Krause, Berlin

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