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■ Rotwein statt ShellLaisser-faire

Auch wenn man sich ganz doll Mühe gibt – Äpfel lassen sich eben nicht mit Birnen vergleichen und bleifreier Bölkstoff schon gar nicht mit Vin rouge aus Frankreich. Das wissen gottlob auch die Freaks, die noch gestern der Shell-Tankstelle grinsend das Rücklicht zeigten und sich heute mit einer Flasche Beaujolais über die Schlechtigkeit der Welt hinwegtrösten. Warum auch nicht? Auch ein Boykott ist eben, politische Korrektheit hin oder her, am Ende eine Frage des guten Geschmacks. Und der gute Geschmack ist eine Frage des Lustprinzips.

Eine schwankende Ölplattform und ein wankender Schmierenmulti, der nicht einmal davor zurückschreckt, mit Wasserkanonen auf grün-friedliche Spatzen zu schießen, das ist erotisch wie ein Vegetarier mit Zahnfleischbluten. Erst recht, wenn das Schwein mit der Muschel selbst einmal boykottiert hat, nämlich das Handelsembargo in Südafrika. Die Rache ist süß, die Konsequenzen sind denkbar gering.

Ganz anders die Atombomben aus Frankreich. Warum sich den guten Geschmack von Rotwein, Pernod und Savoir-vivre von frustrierten Pädagogen vermiesen lassen? Muß man plötzlich ohne Pariser vögeln? Soll man etwa Chianti trinken und Berlusconi unterstützen? Oder gar auf Weißwein aus Meißen/Sachsen umsteigen? Soll man künftig den Paradiesapfel hängen lassen, weil man sonst seinen Freund, den Baum, verletzt? Soll man sich tatsächlich von blutleeren Protestanten und humorlosen Libidophoben der political correctness verbieten lassen, mit einer Flasche Beaujolais und einem Joint im klapprigen Citroen mit Höchstgeschwindigkeit die Havelchaussee entlangzubrettern? Sans Culottes

Siehe Bericht Seite 26

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