Der Sieger der Krise heißt Viktor Tschernomyrdin

■ Mißtrauensvotum in Rußland gescheitert / Verhandlungen in Grosny vor dem Abschluß?

Moskau/Grosny (dpa/taz) – Die knapp zweiwöchige Regierungskrise in Rußland ist vorerst beigelegt. In der Staatsduma, dem Parlament, scheiterte am Samstag ein zweiter Mißtrauensantrag gegen das Kabinett von Viktor Tschernomyrdin. Für den Antrag stimmten nur 193 Abgeordnete. 226 Stimmen wären nötig gewesen. 115 Abgeordnete waren dagegen, 47 enthielten sich. Bei einer ersten Abstimmung vor elf Tagen hatten dagegen 241 Abgeordnete der Regierung das Mißtrauen ausgesprochen. Laut russischer Verfassung muß der Staatspräsident nur dann auf ein Mißtrauensvotum der Duma reagieren, wenn dies innerhalb von drei Monaten bestätigt wird. Dies ist jetzt nicht mehr nötig.

Die russische und die tschetschenische Verhandlungsdelegation in Grosny stehen offenbar kurz vor der Unterzeichnung eines ersten wichtigen Abkommens. Dies berichtet das private russische Fernsehen NTV. Größtes Problem ist jedoch der tschetschenische Präsident Dudajew. Diskutiert wird eine „Null-Variante“. Demnach soll Dudajew ebenso wie die von Moskau eingesetzte Regierung des Landes zurücktreten. „Die Gespräche verlaufen schwierig, aber die Probleme werden Schritt für Schritt gelöst“, sagte Tschetscheniens Delegationschef Imajew. Diese Einschätzung teilte auch Alexander Witaljew vom russischen Oberkommando: „Niemals zuvor war die Möglichkeit so groß, umstrittene Fragen zu lösen.“ Beide Seiten erklärten, Einigkeit herrsche über Wahlen auf allen Ebenen am 5. November. Der politische Status Tschetscheniens soll jedoch erst nach den Wahlen geklärt werden. Als Geste des guten Willens wollen die Tschetschenen schwere Waffen unter russischer Aufsicht zerstören. Imajew sagte: „Dieser Schritt soll unsere Unterstützung für die Politik der russischen Regierung unter Führung von Viktor Tschernomyrdin demonstrieren.“ Seiten 8 und 10