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John Major kann weiterwursteln

■ Der britische Premier gewinnt glanzlos die Wahl zum Führer der konservativen Partei

London (taz) – Der britische Premierminister John Major hat die Schlacht gewonnen, doch der Krieg geht weiter. Bei der Wahl des Tory-Parteiführers stimmten 89 der 329 Abgeordneten gestern für seinen Herausforderer John Redwood. Major bekam 218 Stimmen, 20 Abgeordnete enthielten sich oder wählten ungültig. Major bleibt nach seinem Wahlsieg auch britischer Premier.

„Es war eine völlig eindeutige Wahl“, sagte Major gestern abend, „ich habe mehr Stimmen erhalten als jeder andere konservative Parteiführer vor mir. Meine Botschaft an alle konservativen Parteigänger heißt in diesem Moment: Die Zeit der Spaltung ist vorbei.“ Bis zur nächsten Parlamentswahl und darüber hinaus sei die Frage der Parteiführung damit geklärt. Der Optimismus erscheint unangebracht, Redwood bekam mehr Stimmen, als die meisten erwartet hatten. Die antieuropäischen Forderungen des rechten Flügels werden kaum verstummen. Gestern demonstrierten Tories aller Schattierungen jedoch Einheit. Redwood gratulierte dem Premier, Innenminister Michael Howard vom rechten Flügel begrüßte das „sehr gute Ergebnis“, und der ehemalige Staatssekretär für Nordirland, Peter Temple- Morris, verfiel sogar in Euphorie: „Wie kann man unserem Land besser dienen“, fragte er, „als unter John Major?“ Der frühere Außenminister Geoffrey Howe würdigte die „satte Mehrheit“ für Major, warf ihm jedoch vor, die Wahl völlig unnötig herbeigeführt zu haben. „Eigentlich müßten die Dissidenten den Premierminister jetzt unterstützen, aber ich wage die Prognose, daß sie es nicht tun werden.“

Major wird nun sein Kabinett umbilden. Neben Redwood wird auf jeden Fall auch Außenminister Douglas Hurd fehlen, der letzte Woche seinen Rücktritt angekündigt hatte, damit Major den Posten dem rechten Flügel als Friedensangebot unterbreiten kann. Daß die Parteirechte darauf eingeht und Ruhe gibt, ist zu bezweifeln. Ralf Sotscheck

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