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Bleiberecht mit Gottes Segen

■ Bischof Dammertz kritisiert CSU-Haltung zum Asyl

Augsburg (taz) – Damit hatte kaum jemand mehr gerechnet. Bischof Viktor Josef Dammertz hat sich hinter die beiden Pfarreien gestellt, die zwei in Augsburg und im Vorort Steppach lebenden Familien Kirchenasyl gewähren. In einem Brief an den bayerischen Innenminister Günther Beckstein setzt er sich für die syrisch-orthodoxe Familie Akgüc und die kurdische Familie Simsek ein. Am Donnerstagabend demonstrierten zudem in Augsburg über 1.000 Menschen gegen Abschiebungen in die Türkei.

Nun hoffen die Mitglieder der beiden Pfarreien, daß ihre Räume nicht von Polzisten durchsucht werden. Dammertz macht in seinem Schreiben dem Innenminister Beckstein klar, er sehe im Gegensatz zu ihm keine sichere Fluchtalternative innerhalb der Türkei. Auch der Juraprofessor Max Emanuel Geis vertritt die Ansicht, daß das Kirchenasyl sehr wohl durch das Grundgesetz gedeckt sei, und zwar durch den Artikel 4. Die darin garantierte Religionsfreiheit beinhalte auch die Möglichkeit, aus religiösen Motiven Asyl zu gewähren. Christliche Nächstenliebe müsse ausgeübt werden können, argumentiert Geis.

Vergangene Woche hatten sich die CSU-Abgeordneten im Petitionsausschuß des Bayerischen Landtags geschlossen gegen ein Bleiberecht der Familie Simsek ausgesprochen, die seit April im Kirchenasyl in der Steppacher Gemeinde St. Raphael lebt. Fariz Simsek hat sich aber bereits vor einigen Monaten von dort abgesetzt, um der Abschiebung in die Türkei zu entgehen. K.W.

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