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Deutsche Mentalität am Gaspedal

■ Ozonalarm konnte gestern wieder aufgehoben werden

Wiesbaden (AP) – Vor der Entscheidung des Bundesrats über die bundesweite Sommersmogverordnung haben mehrere einzelne Bundesländer am Wochenende versucht, mit regionalen Tempolimits die hohen Ozonwerte zu drücken. Trotz starker Sonne sanken die Meßwerte am Samstag so weit, daß Hessen, Niedersachsen und Bremen ihre Ozonalarme wieder aufheben konnten. In Hessen war trotz großer Hitze der Grenzwert für Tempolimits von 215 Mikrogramm Ozon pro Kubikmeter Luft nur an einem Meßpunkt überschritten worden, in Niedersachsen an gar keinem. Ein Sprecher des niedersächsischen Innenministeriums glaubt, ausschlaggebend dafür sei der geringere Verkehr am Samstag gewesen. In Niedersachsen hatten sich die Autofahrer allerdings kaum an die Beschränkungen gehalten. An einem Meßpunkt an der A1 bei Delmenhorst seien 81 Prozent von 2.158 Autos zu schnell gefahren, sagte ein Polizeisprecher. Als Spitzengeschwindigkeit wurden 195 Stundenkilometer gemessen. Appelle an die Freiwilligkeit seien nutzlos, kommentiert der Vorsitzende der Polizeigewerkschaft, Hermann Lutz: „Die deutsche Mentalität reagiert darauf so gut wie gar nicht.“

Die rot-grünen Landesregierungen protestieren weiter gegen die vom Vermittlungsausschuß und vom Bundestag abgesegneten Pläne der Bundesregierung, die Fahrverbote für Autos und Motorräder ohne Katalysator ab 240 Mikrogramm Ozon pro Kubikmeter Luft vorsehen, aber keine Tempolimits.

Die designierte Umweltministerin Nordrhein-Westfalens, Bärbel Höhn, appellierte an Rheinland- Pfalz und Bremen, kommende Woche im Bundesrat die Vorlage abzulehnen. Höhn sagte, Nordrhein-Westfalen werde für Fahrverbote ab 240 Mikrogramm und vorgeschaltete bundesweite Tempolimits ab 180 Mikrogramm stimmen.

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