: Kanonen gegen Regenbogen
■ Französische Marine hat die Rainbow Warrior II kurz vor Mururoa umzingelt
Mururoa/Papeete (AFP/dpa) – Vier Kriegsschiffe der französischen Marine belagern seit gestern das Flaggschiff von Greenpeace, Rainbow Warrior II, und die Jacht „Vega“, die am Samstag überraschend vor dem Südseeatoll Mururoa eingetroffen war. Die Vega gehört dem ehemaligen Greenpeace-Chef und derzeitigen Ehrenpräsidenten David Mac Taggart und war vor fünf Monaten unter strenger Geheimhaltung in Italien losgefahren. Mac Taggart hatte zwischen 1972 und 1982 mit der Vega vier Fahrten in die Südsee unternommen, um gegen französische Atombombentests zu protestieren. Der 63jährige befindet sich selbst an Bord der Rainbow Warrior II.
In einem offenen Brief an den französischen Präsidenten Jacques Chirac forderte die Besatzung der Rainbow Warrior II gestern, er solle auf die „Millionen Gegner der Atombombenversuche hören“. Ein drittes Protestschiff, der dänische Wikingersegler „Bifrost“, kreuzte gestern mit dreiköpfiger Besatzung vor Fangataufa ein, einem weiteren Versuchsgelände für französische Atomtests. Das Fangataufa- Atoll liegt rund 40 Kilometer südlich von Mururoa. Innerhalb des Sperrgebiets von Mururoa warten zwei weitere französische Patrouillenboote auf die Umweltschützer, 150 Marinesoldaten mit Schlauchbooten sind außerdem einsatzbereit. Sie haben den Auftrag, die Atomtestgegner „aufzubringen“, falls sie in die gesperrte Zone eindringen. Es wird erwartet, daß Greenpeace heute versuchen wird, in die zwölf Seemeilen um das Mururoa-Atoll hineinzufahren. Gestern mittag waren die Schiffe noch etwa 40 Seemeilen von Mururoa entfernt.
Genau vor zehn Jahren hatte der französische Geheimdienst die erste Rainbow Warrior im neuseeländischen Hafen mit Sprengminen versenkt. Das Schiff hatte auch damals versucht, französische Atombombentests in der Südsee zu verhindern.
Admiral Philippe Euverte, Oberbefehlshaber der Streitkräfte in Französisch- Polynesien, versicherte, diesmal solle keine Gewalt angewandt werden. Offenbar, so hat der Admiral erkannt, verfolge Greenpeace „friedliche Ziele“. Der Einsatz von Waffen sei deshalb nicht erforderlich. Allerdings seien „alle Vorbereitungen getroffen, um die Atomtestgegner an der Einfahrt in das Sperrgebiet zu hindern“.
Von der Rainbow Warrior II forderte Mac Taggart alle im Südpazifik kreuzenden Schiffe auf, ebenfalls Kurs auf Mururoa zu nehmen. Er selbst sei entschlossen, mit einem Schlauchboot in die Sperrzone hineinzufahren. Tagesthema Seite 3
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