■ Press-Schlag
: Harald Schmid lacht Kinder stark

Harald Schmid (38) sitzt unter einem Sonnenschirm am Alexanderplatz und strahlt wie eh und je. Muß er auch. Denn der Mann, der erst in diesen Tagen den Europarekord über 400m Hürden (47,48sec) verloren hat, will etwas verkaufen, was ihm keiner aus den Händen reißt. „Kinder stark machen“ heißt eine Anti-Drogen-Aktion der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA), die im hehren Glauben an „ein hohes Problembewußtsein des Sports“ (BZgA-Vorsitzende Elisabeth Pott), die Sportverbände zum Mitmachen zu gewinnen sucht. Die Idee mag simpel sein und könnte doch über ein belangloses Kopfhinhalten prominenter Sportler („Keine Macht den Drogen“) hinausgehen.

„Ich bin der ehemalige Praktiker“, sagt Harald Schmid. Er hat in Hessen ein Pilotprojekt erarbeitet und ist bereits Übungsleiter der Turn- und Leichtathletik-Landessportverbände mit dessen Ideen vertraut gemacht. „Viele Übungsleiter“, sagt Schmid, „erkennen ihre Schlüsselfunktion nicht.“ Es geht um kompetenteren Umgang mit sporttreibenden Kindern, und der Diplomsportlehrer aus Gelnhausen sagt, er wisse, „was ihnen am Sport Spaß macht und sie bindet“. Nicht allein Leistung: „Es muß Erlebnischarakter haben.“ Der Sport, sagt Schmid, soll neben Eltern und Schule mithelfen, Eigenverantwortung und Selbstbewußtsein zu vermitteln, auch das Verlieren lehren. Daß die Aktion begrenzten und wenn, dann nicht nachweisbaren Erfolg haben muß, darf keinen überraschen. Immerhin, der Deutsche Turner-Bund, verspricht der Präsident Jürgen Dieckert, will „eine Lobby für die Kinder“ sein.

Beherbergt wurde die Aktion auf der Gymnaestradameile am Alex gestern von einem großen Kaffee-Unternehmen. „Ich hoffe“, sprach dessen Vertreter, bevor es zum Stehempfang ging, „daß sie mit dem Glas Sekt verantwortungsbewußt umgehen.“ So ist das: Wenn es um richtig hehre Ziele geht, hilft man sich halt gerne mit Ironie. Harald Schmid hat auch lachen müssen.

pu