Uno entmachtet Yasushi Akashi

■ Der Sondergesandte für Ex-Jugoslawien bleibt zwar im Amt, nun gibt es aber auch einen Gesandten für Bosnien

Genf (taz) – Die Selbstmontage der UNO geht weiter. Generalsekretär Butros Ghali begann gestern mit der Aberufung auf Raten seines Sonderbeauftragten für Ex- Jugoslawien, Yasushi Akashi. Statt Akashi gegen ungerechtfertigte Angriffe zu verteidigen, ernannte Butros Ghali ausgerechnet Akashis gescheiterten Vorgänger, UNO-Vermittler Thorwald Stoltenberg, zum Sondergesandten für Bosnien.

Die zunehmend massive Kritik am „Versagen“ der UNO in Bosnien richtete sich in den letzten Monaten immer stärker gegen den seit Ende 1993 amtierenden Japaner. Zumeist zu Unrecht. Die von der bosnischen Regierung sowie von westlichen Politikern und Medien formulierte Vorwurf, der als „zögerlich“, „serbenfreundlich“ oder „unfähig“ titulierte Akashi habe in zahlreichen Fällen ein Eingreifen von Nato-Luftstreitkräften verhindert, hält den Fakten nicht stand. Zwischen Juni 1993 und April 1995 führte die NATO neunmal Luftangriffe durch. Die zahlreichen weiteren Bitten lokaler Unprofor-Kommandeure um Nato-Unterstützung wurden bereits von den britischen und französischen Oberbefehlshabern der Unprofor abschlägig beschieden und Akashi erst gar nicht zur Entscheidung vorgelegt. Das gilt auch im Falle Srebrenica.

Die jüngste Kritik an Akashi bezieht sich auf den Brief, mit dem er im Juni den Chef der Pale-Serben, Radovan Karadžić, über das Mandat der vom UNO-Sicherheitsrat beschlossenen Schnellen Eingreiftruppe informierte und um die Zustimmung zu den geplanten Stationierungsorten für diese Truppe ersuchte. Tatsache ist: Dieser Brief wurde im Sicherheitsrat formuliert – mit der Zustimmung Frankreichs, dessen Regierung nach außen hin einen anderen Eindruck zu erwecken sucht. Derselbe Brief ging auch an die bosnische Regierung. Akashi war lediglich der Briefträger.

Stoltenberg hatte als Nachfolger des Amerikaners Cyrus Vance im April 1993 die Funktion des UNO-UNterhändlers und Ko- Vorsitzenden der Genfer Jugoslawienkonferenz übernommen. Zugleich ernannte Butros Ghali ihn zu seinem Sonderbeauftragten für ganz Ex-Jugoslawien. Auf die Frage, ob diese Doppelfunktion keine Überlastung sei, erklärte Stoltenberg am 1. Mai 1993, der Vermittlerjob sei ja „in wenigen Wochen erledigt“, weil ein Friedensabkommen für Bosnien unterzeichnet werde. Stoltenberg stieß mit dieser Einschätzung seinerzeit auf schallendes Gelächter der Genfer UNO-Journalisten. Eine Woche später lehnte das „Parlament“ der Karadžić-Serben den internationalen „Friedensplan“ endgültig ab. Im Dezember 1993 realisierte Stoltenberg seine Überbelastung, gab den Posten des Sonderbeauftragten für Ex-Jugoslawien zurück, verblieb aber zunächst in der Funktion als UNO- Vermittler. In Genf wird nun damit gerechnet, daß Akashi schon bald den ihm verbliebenen Rest seiner bisherigen Funktion aufgibt. Andreas Zumach