■ Bonn apart
: Ein Bund fürs Leben

Georgios Chatzimarkakis versteht seit wenigen Tagen sehr viel besser, warum man in der Ehe gleichzeitig etwas gewinnt und etwas verliert. Eigentlich hatte sich der 29jährige FDP-Nachwuchspolitiker eine Heirat nicht so nervenaufreibend vorgestellt. Aber noch bevor er das Jawort geben konnte, hatte der Sohn eines griechischen Vaters und einer deutschen Mutter auf dem Behördenweg schon eine seiner zwei sicher geglaubten Staatsbürgerschaften verloren.

„Sie können gar kein Deutscher sein!“ beschied ein Beamter des Innenministeriums dem Jungen Liberalen, der kürzlich in den Bundesvorstand der Regierungspartei FDP gewählt wurde, der in der Bundesrepublik Zivildienst leistete und der im vergangenen Jahr medienwirksam als Doppelstaatsbürger für die Liberalen bei der (verlorenen) Europawahl antrat. Ein Bonner Standesbeamter zwang den Jungpolitiker, nach seinem staatsbürgerlichen Status zu fahnden. Vor der Bestellung des Aufgebots verlangte der Beamte eine Staatsbürger- oder Einbürgerungsurkunde. Zwar fand sich in den Akten von Chatzimarkakis' Geburtsstadt Duisburg der Vermerk „ist Deutscher“. Der vom Bonner Standesamt eingeschaltete Mann im Innenministerium blieb trotzdem hart: „Es kommt vor, daß einer einen Fehler macht.“ Bis zum Jahr 1974 nämlich galt nach deutschem Recht ein eheliches Kind mit ausländischem Vater als Ausländer — also auch der 1966 geborene Chatzimarkakis.

Die Hochzeit drohte zu platzen: Eine Einbürgerung dauert sechs Monate. Erst nach tagelangem Fahnden und Feilschen fand sich die Ausnahmeregelung, die den Jungpolitiker doch zum Deutschen machte: Weil die in der Bundesrepublik besiegelte Heirat der Eltern in der griechischen Heimat des Vaters nicht anerkannt wurde, wäre der Sohn damals staatenlos geblieben. Der deutsche Staat bequemte sich und nahm den späteren deutschen Politiker auf.

Chatzimarkakis fragt sich nun: Was, wenn da einer vorsprechen muß, der nicht so eloquent ist und nicht über so gute Verbindungen zu Kabinettsmitgliedern verfügt? Nun geht er ärmer in die Ehe. Aber nicht nur er ist durch den Verlust seiner griechischen Staatsbürgerschaft getroffen. Auch der FDP fehlt nun ein Beispiel für die Unsinnigkeit von Kanthers Blockadepolitik. Da hilft nur eins: Die Liberalen müssen einen neuen binationalen Vorzeigeausländer suchen. Hans Monath