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Möglichst ein Schuß Abenteuer

■ Heute beginnt das ZDF mit seinem Themenschwerpunkt "Lateinamerika - die gestohlene Zukunft"

„Afrika – Die Zukunft ist schwarz“ hieß düster der ZDF- Themenschwerpunkt im vergangenen Sommer. Dazu täglich in den Nachrichten Ruanda. Der nächste Sommer, der nächste Kontinent. Und die Zukunft dort ist nicht nur schwarz, sondern gleich ganz weg: „Lateinamerika – Die gestohlene Zukunft“. Der Titel drängt die Frage nach den Tätern auf. Wer hat wessen Zukunft geklaut? Und wie? Der Kaffeepreis als Tatwaffe? Konzernbilanzen im Indizienprozeß? Und wie können die Täter dazu gebracht werden, die gestohlene Zukunft wieder rauszurücken? Die öffentlich- rechtlichen Detektive bei der Arbeit. 14 Tage lang Themenschwerpunkt Lateinamerika, fünf aktuelle Reportagen zu bester Sendezeit, drei Spielfilme nach Mitternacht. Das könnte spannend werden.

Auf diese Spannung mag das ZDF sich jedoch nicht verlassen. „Möglichst immer ein Schuß Abenteuer dabei!“ benennt ZDF- Auslandschef Joachim Holtz als Leitidee, mit der „auch anspruchsvolle Themen“ an das breite Publikum zu bringen seien. Und so müht sich zum Auftakt Albrecht Heise, seinem zweiteiligen Reisebericht den Touch von Road-Movie und Abenteuer zu verpassen (heute, 21 Uhr, und Donnerstag, 22.15 Uhr). Von der Karibik bis Südchile verspricht er „spannende 19.000 Kilometer“. Exemplarisch besichtigt der Film die üblichen Mißstände Lateinamerikas, Drogen und Gewalt, feudale Großgrundbesitzer und Slums in den Städten, arme Indios und zynische Militärs.

Doch Heise on the road, das bleiben getrennte Episoden, verbunden nur durch das ständige „Wir fahren weiter“. Damit jedoch wird aus den „spannenden 19.000 Kilometern“ kein spannender Film, sondern eher eine Doppelpackung „Auslandsjournal“. Für viele Zuschauer mag Heises Reisebericht dabei durchaus Einblicke in einen Kontinent geben, den sie sonst nur durch Krieg und Katastrophen wahrnehmen. In Kolumbien etwa porträtiert er eine ehemalige Guerillakämpferin, die sich für die Rechte der Landarbeiter einsetzt – jetzt legal und ohne Nachrichtenwert, aber immer noch unter Lebensgefahr. In Ecuador zeigt Heise Militärs, die sich als Entwicklungshelfer der armen Indios präsentieren. Doch ihr Auftreten ist das einer Besatzungsmacht im eigenen Land.

Letztlich bleibt der Film aber ohne Biß. Zu kurzatmig, zu flach sind die Eindrücke. Und nachhaltig wabert eine diffuse „So war das da schon immer“-Stimmung durch den Film. Ecuador, so berichtet Heise etwa, wird von ein paar Familien verwaltet, die alles besitzen und alles bestimmen, „wie das in Lateinamerika so ist“. Na dann. Die störrischen alten Eliten kriegen ihr Fett ab. Diese seien ja immer schon die „Juniorpartner“ gewesen, die von der „dienenen Rolle“ ihrer Länder in der internationalen Arbeitsteilung profitiert hätten, referiert auch ZDF-Auslandschef Hiltz mit sozialkritischem Gestus bei der Präsentation des Themenschwerpunkts. Nur: Zu den „Juniorpartnern“ dort gehören auch die „Seniorpartner“ hier. Und denen tritt das ZDF längst nicht so gern und so hart auf die Füße.

Auf Heises Parforceritt – zehn Länder in 90 Minuten – folgen drei thematische Reportagen: über den Absturz des Musterlandes Mexiko (Dienstag nächster Woche, 21 Uhr), über kolumbianische Indios, die ihren Kampf gegen den Ölgiganten Texaco bis vor die Gerichte in New York bringen (Donnerstag, 27.7., 22.15 Uhr). Unter dem unsäglichen Titel „Der Wundermann im Jammertal“ wird schließlich ein moderner Saubermann der brasilianischen Politik porträtiert, der aufstrebende Provinzgouverneur Tasso Jereissati (Dienstag, 1.8., 21Uhr).

Sehenswert sind die drei Spielfilme zu später Stunde. Nach dem Priester-im-Urwald-Epos des Brasilianers Ruy Guerra („Die Dämonen des Dschungels“, heute, 0.15 Uhr) folgt am kommenden Dienstag „Die Schlucht der Wölfe“ des peruanischen Regisseurs Francisco Lombardi. Der 1988 gedrehte Film thematisiert eindringlich, wie der Kampf der peruanischen Armee gegen die Guerilla des Sendero Luminoso schleichend zu einem brutalen Krieg gegen ganze indianische Dorfgemeinschaften eskaliert. Die Folgen von Repression und Militärherrschaft sind auch Gegenstand des chilenischen Spielfilms „Die Zeit der Rückkehr“, den Regisseur Leonardo Knocking noch unter der Pinochet-Diktatur drehte (Dienstag, 1. 8.). Bert Hoffmann

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