: AIZ droht mit weiteren Anschlägen
Linksradikale wollen den Alltag Tausender Entscheidungsträger „unerträglich“ machen / Fundamental-islamistische Gruppen als Bündnispartner ausgewählt ■ Von Gerd Rosenkranz
Berlin (taz) – Die linksmilitante „Antiimperialistische Zelle“ (AIZ) droht mit weiteren Sprengstoffanschlägen gegen Wohnungen und Arbeitsplätze von „Entscheidungsträgern“ in der Bundesrepublik. Eine entsprechende Ankündigung ging der taz gestern per Post zu. Die Gruppe, die im Staatsschutzapparat als mögliche Nachfolgeorganisation der „Rote Armee Fraktion“ (RAF) gehandelt wird, begründet ihre Drohung mit den Hausdurchsuchungen, die sich im Juni gegen rund 50 „linke Objekte“ in Deutschland und muslimische Gruppen in Frankreich richteten. „Wir warnen den Apparat davor, auf diesem schmutzigen Weg weiterzuschreiten“, heißt es in dem sechseitigen Schreiben.
Die AIZ, die sich vor gut drei Jahren in Opposition zu dem von der RAF angekündigten „Waffenstillstand“ gründete, bekannte sich zuletzt zu Sprengstoffanschlägen auf die Wohnhäuser des ehemaligen CDU-Staatssekretärs Volkmar Köhler in Wolfsburg und des CDU-Bundestagsabgeordneten Joseph-Theodor Blank in Erkrath bei Düsseldorf. „Unser Vorgehen beim Angriff am 23. 4. 95 ist verallgemeinerungsfähig“, heißt es in dem neuen Schreiben. Nach dem Muster des Anschlags auf das Anwesen des CDU-Abgeordneten sollen künftig als solche gekennzeichnete Sprengsätze deponiert werden, die vor ihrer Explosion einen Heulton abgeben. Damit, schreibt die Gruppe, bleibe für die Betroffenen ausreichend Zeit, sich in Sicherheit zu bringen. Die Gruppe reagiert damit auf Kritik aus der Szene auf ihre bisherigen Aktionen: „Die Entscheidung, ob der Angriff letztendlich am anvisierten Ort zur geplanten Zeit zu verantworten ist, stellt eine Gewissensentscheidung aller dar, die an der Durchführung des Angriffs beteiligt sind.“ Strategisch sei dieser „Angriffstypus eine effiziente Eingriffsmöglichkeit“, weil die „potentiell tödliche Bedrohung“ für Tausende Entscheidungsträger „eine unerträgliche Situation“ bedeute. „Auf diese Weise wird die antiimperialistische Politik schwacher Kräfte zur militanten Gegenmacht“, hoffen die unbekannten Briefschreiber.
Die AIZ bezieht sich auch in dem neuen Schreiben ausdrücklich auf jene RAF-Gefangenen um Brigitte Mohnhaupt, Christian Klar und Helmut Pohl, die sich 1993 von der RAF abspalteten. Ansonsten sucht die Gruppe offenbar verstärkt nach ausländischen Partnern. Die Fahne des Internationalismus wird erneut gehißt: „Ein Schlüssel zum Erfolg ist darin zu finden, daß die antiimperialistischen Kräfte zunehmend die engen Staatsgrenzen überwinden und den Kampf internationalisieren.“ Wie bereits in früheren Erklärungen bekennt sich die AIZ zu engeren Verbindungen zu islamistischen Gruppen. Der Kampf dieser „Schwestern und Brüder“ sei „sehr grundlegend antiimperialistisch: Ihre Kraft speist sich aus dem Widerspruch zwischen der Lebensweise in den imperialistischen Staaten und der islamischen Vorstellung von einem einfachen und gerechten Leben.“
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