: Schwenkow will Vertrag „auf Eis legen“
■ Schiller Theater: Nach öffentlicher Kritik Prüfung der Vertragskonditionen
Der Konzertmanager Peter Schwenkow will den strittigen Pachtvertrag für das Schiller Theater vorerst „auf Eis legen“ lassen. Das teilte er gestern Kultursenator Ulrich Roloff-Momin (parteilos) schriftlich mit. Als Grund für seine Entscheidung nannte er die „öffentliche Diskussion der vergangenen Tage“. Sowohl bei Politikern als auch bei der Konkurrenz war die geplante Vermietung wegen ihres vermeintlichen Billigpreises auf heftige Kritik gestoßen.
Schwenkow sollte die Staatsbühne für eine Jahresmiete von 408.000 Mark erhalten. Gleichzeitig wollte er in die Renovierung des Hauses fünf Millionen Mark investieren. Weil das Land Berlin die Zinsen in Höhe von 400.000 Mark zehn Jahre lang auf die Miete erlassen will, blieben de facto nur rund 8.000 Mark, rechneten Kritiker vor.
Bevor die „teilweise absurden Vorwürfe nicht vollständig ausgeräumt sind, werden wir keinen rechtskräftigen Eintritt in den Mietvertrag vollziehen“, ließ Schwenkow wissen. In der Kultursenatsverwaltung stieß seine Reaktion auf Verständnis. Der geplante Vertrag sei damit aber nicht abgeschrieben, sagte Pressesprecher Ingolf Kern. Alle Vorbehalte müßten in Ruhe ausgeräumt werden. Im Moment warte man auf die „Anmerkungen der Finanzverwaltung zu dem Vertrag“.
Schwenkow hatte in den letzten Tagen von einer „Neidkampagne“ seiner Konkurrenten gesprochen, die die Bedingungen als zu günstig kritisiert, dem Senat Monopolbildung und unfairen Wettbewerb vorgeworfen hatten.
„Ich will nicht als Abzocker dastehen“, hatte Schwenkow bereits am Mittwoch erklärt. Mit diesem Ruf könne er keine unsubventionierten Eintrittskarten zwischen 60 und 120 Mark verkaufen. Nachbesserungen des Vertrages seien nicht realistisch, sonst könnten er und seine Partner, die Hamburger Stella GmbH von Rolf Deyhle, bei den geplanten Musicals nicht die angestrebte Qualität bieten.
Die Finanzverwaltung, die eine Verschiebung der für kommenden Dienstag geplanten Senatsentscheidung wünschte, will am heutigen Freitag die Konditionen des Vertrags überprüfen.
Schwenkow rechnete vor, daß ihn die Anmietung des Schiller- Theaters im Jahr 1,95 Millionen Mark koste, auch wenn de facto in den ersten zehn Jahren nur eine Jahresmiete von 8.000 Mark entstehe. Zu den Betriebskosten von 880.000 Mark käme eine Tilgung von 500.000 Mark für den Fünf- Millionen-Kredit für Investitionen.
Die laufenden Kosten für das Haus samt Personal veranschlagte er auf rund 15 Millionen Mark im Jahr. Hinzu kämen die knapp zwei Millionen Mark für Anmietung, 3,9 Millionen Mark für Urheberrechte und zwischen 3,5 und 7 Millionen Mark Produktionskosten pro Musical.
Ab einer Auslastung von 85 Prozent, die Einnahmen von rund 28 Millionen Mark bringe, werde die Gewinnschwelle erreicht. Den möglichen Jahresgewinn bezifferte Schwenkow auf etwa 3 Millionen Mark. dpa
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