: Trip mit geliehenen Westen
■ Stabshauptmann kritisiert Ausbildung und Ausstattung deutscher Soldaten in Bosnien
Piacenza/Frankfurt/M. (AP/taz) – Die Bundeswehr hat Phase eins ihres ersten Kriegseinsatzes beendet. Mit der Ankunft von weiteren 112 Soldaten im norditalienischen Piacenza wurde die Verlegung des Tornado-Geschwaders zur Unterstützung der Schnellen Eingreiftruppe für Bosnien- Herzegowina gestern mittag abgeschlossen. Nach Angaben von Bundesaußenminister Klaus Kinkel (FDP) sollen die Kampfflugzeuge allerdings vorerst nicht bei den angedrohten Luftangriffen zum Schutz der UN-Schutzzone Goražde eingesetzt werden. Jetzt halten sich 560 Bundeswehrsoldaten mit mehr als 1.000 Tonnen Material in Piacenza auf.
Heute beginnen die Tornados zunächst ohne Beteiligung der Nato-Verbündeten mit ihren Übungsflügen. Am Wochenende soll der Stützpunkt voll einsatzbereit sein. Unterdessen verließ der 8.720 Bruttoregistertonnen große Frachter „Germania“ den Hafen in Emden mit einem 50 Betten umfassenden Lazarett in Richtung Split, wo er Anfang August ankommen soll. Gestern abend sollte das Schiff „Bluebird“ Emden mit Material verlassen.
Auch innerhalb der Bundeswehr regt sich derweil Kritik am Bundeswehreinsatz in Bosnien: Die deutschen Soldaten müßten „umfassender“ ausgebildet werden, forderte Stabshauptmann Jürgen Meinberg vom Vorstand des Deutschen Bundeswehr-Verbandes gegenüber der taz. Zudem seien sie nur unzureichend gewappnet. Schußsichere Westen für die Piloten hätten von den Amerikanern ausgeliehen werden müssen. Die, so Meinberg weiter, seien „besser ausgebildet“, weil sie lernten, in Gefangenschaft „bestimmte Torturen durchzustehen, ohne etwas zu verraten“. Meinberg befürchtet, daß die Stimmung in Deutschland umkippt, sobald der erste Soldat im Einsatz stirbt: „Die Reaktion der Bevölkerung wird sein: Raus da! Aufhören!“ itz Seite 5
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