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Sprint aufs Treppchen

■ Bremer Fahrrad-Kuriere starten nächste Woche bei der Weltmeisterschaft in Toronto

„Noch vier Tage arbeiten“, zählt Lars Urban die Stunden bis zu seiner Abfahrt nach Toronto. Am nächsten Mittwoch startet Lars gemeinsam mit fünf KollegInnen aus dem Bremer „Sprint“-Team die Fahrt zur Weltmeisterschaft der Fahrradkuriere.

Seit dem Gewinn der Deutschen Meisterschaft (taz vom 13.6.), bei der er den letztjährigen Weltmeister Andy Schneider besiegte, gilt Lars Urban auch im Ausland als Favorit. Das nötige Selbstbewußtsein jedenfalls hat er: „Ich werde Weltmeister“, grient er. Kein Angstgegner in Sicht, „ich kann mich nur selbst besiegen“.

Klar, daß er den Weg zum Hamburger Flughafen per Rad zurücklegt. Und wäre der Ozean geteert, würde er wohl auch die Strecke nach New York radeln. So bleibt nur der 800 Kilometer lange Weg von dort nach Toronto, um sich, wie Lars Urban sagt, „den letzten Schliff zu holen“. Da sollen eineinhalb Kilo Eigengewicht auf der Strecke bleiben, obwohl er eigentlich schon jetzt Idealfigur hat und topfit ist. Den letzten Schliff eben kriegt er, indem er die 800 Kilometer mit durchschnittlich 30 km/h zurücklegt. „Ein Tempo“, erklärt Sprint-Geschäftsführer Olli Schürmann, „bei dem jeder normale Mensch nach wenigen Kilometern die Flügel streckt“.

Nicht so Lars Urban: „Es gibt schnell und richtig schnell“, kommentiert er lakonisch. Richtig schnell wäre in diesem Fall ein Durchschnitt von etwa 55 km/h, doch der würde die körperlichen Kräfte ab- statt aufbauen. Zumal die Sprint-Kuriere ihr Gepäck selbst befördern müssen. Der Weltmeister in spe denkt da an 3 Kilo: Unterhosen braucht er nicht, nur ein T-Shirt, eine Radler- und eine Surfhose, Sonnenbrille und Zahnputzzeug. Fertig.

„Mit so wenig Gepäck würde mancher nicht mal seine Mutter besuchen“, ergänzt Olli. Wohl wahr. „Etwa drei Tage, wenn überhaupt“, brauchen seine Leute für die Strecke von New York bis Toronto. Die acht Millionen Einwohner zählende Stadt gilt in Biker-Kreisen als Metropole der Fahrradkuriere. Die vom dortigen Verein vorbereitete WM wird am 12. und 13. August in einer eigens dafür improvisierten „Courier-City“ ausgetragen. Ausgestattet mit allen Verkehrshindernissen: mit Einbahnstraßen und Polizei, mit holprigen Pfaden und versteckten Barrikaden.

Ein schwieriger Parcours, kompliziert durch die unterschiedliche Art, in der die Messengers ihre Fracht befördern müssen: Nicht etwa ein Päckchen nach dem anderen, je nach Route, sondern hier eins „direct“, dort eins „ultra rush“. Stramme Muskeln allein nützen da gar nichts, „burning legs and brainstorm“ heißt die Devise.

Da kann selbst einem Lars Urban ein Fehler passieren, räumt er ein. Das wäre schlimm, aber nicht richtig schlimm. Für ihn und die meisten der 500 bis 1000 TeilnehmerInnen ist die WM ohnehin eher ein gigantisches Treffen der etwas anderen Szene, eine Fete, bei der der Spaß die Hauptrolle spielt, eine Art psychischer Energieriegel gegen den Alltagsstreß.

Direkt vor dem Rennen denken natürlich alle an die eigene Chance. Und die haben auch Tasilo Lauterberg, Andrea Hilken, Till Lienhoop, Marcel Thielbar und Stjepan Klein, die anderen fünf WeltcupteilnehmerInnen aus dem Bremer Sprint-Team. Favorit freilich ist Lars Urban, und der geht die Sache mit professioneller Gelassenheit an: „Wenn ich verliere, gehe ich ein schönes Bier trinken und freue mich auf meinen Urlaub in Kanada.“ dah

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