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Vorschlag

■ Teils uncool: Wuhling und Svevo spielen auf der Treptower „Insel“

Die übliche Obscuritas: Svevo Foto: Veranstalter

„Laß uns nicht über Spex reden!“ – oder doch? Nachdem Ex- Spex-Redakteur Hans Nieswandt mit der House-Band Whirlpool seine „Brian de Palma“-Platte durch die Kritik eines Kollegen in den Diskurs geschickt hat, besuchen heute abend Svevo Berlin. Sie zeigen, was passiert, wenn man neu in der Hamburger Songwriter-Schule ist, aber woanders schon Oberlehrer war. Svevo sind Jörg Heiser (Spex) und drei seiner Schulfreunde, die nach zehn Jahren im Übungsraum den Weg ins Studio fanden und mit „Eher uncool“ eine Platte zur Welt brachten, deren Titel Ehrlichkeit beweist. Denn fünf Jahre nach Tom Liwa und drei Jahre nach Blumfeld wird alles gekauft, was deutsch singt und laut genug lügen kann. Die Texte jedenfalls überzeugen nicht.

Wo Jochen Distelmeyer auf dem Weg von der üblichen Obscuritas – die verschlüsselt, um zu offenbaren – zur lyrischen Hermetik angekommen ist, sind Svevo auf halber Strecke stehengeblieben: „Ich weiß nicht einmal, ob das jetzt zu verstehen war / Ob es einen klaren Sinn ergibt / Oder ohne ein Ergebnis / Ausgesiebt / Eins, zwei, Mikrophontest, was ist das, bin ich das? / Ein Halbleiter selbst / Verständlich will ich bleiben“ – [Na, da hilft nur: üben, üben, üben! d. säzzer] Svevo sind nicht uninteressant, aber wenn der Labelchef auf dem Waschzettel mitteilen muß, daß er die Band tatsächlich gut findet, gibt es nur einen Grund, diesen Teil des Abends nicht im frischrenovierten Dachterrassencafé der Insel zu verbringen: herauszufinden, ob Svevo live vielleicht nicht doch besser sind als auf Tonträger.

Aus einem ganz anderen Holz sind Wuhling geschnitzt, eine relativ junge Berliner Band, die mit Gitarre, Baß, Schlagzeug und Gesang schräge, seltsam unterkühlte Musik macht. 1993 wurde sie von der inzwischen zwanzigjährigen Anne Rolfs (Gitarre, Gesang) aus Rostock und Frank Neumeier (Schlagzeug) ins Leben gerufen. Letzterer war Gründungsmitglied von Stan Red Fox und beschallte zuletzt mit Caspar Brötzmann im Vorprogramm von Helmet die USA. Wuhling haben nach ihrer Single „Du bist so weit weg“, die auf dem Comic-/Musik-Label „Kitty-Yo-K“ erschien, vor einem Vierteljahr in Peter Deimels Black Box Studio in La Dionnaie, Frankreich, ihr erstes Album „Spacebeige“ aufgenommen. Live wird zusätzlich Heike Redicker (die Bassistin der schwer angesagten Krachmacher von 18th Dye) in die Saiten greifen und demonstrieren, wie schön Differenz und Wiederholung klingen können. Gunnar Lützow

Wuhling und Svevo, heute, 20.30 Uhr, Insel der Jugend, Alt- Treptow 6

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