: Unterm Strich
Irgendwie wundert man sich ja doch zu hören, daß Quentin Tarantino einen Dokumentarfilm über die Schauspielergewerkschaft IATSE dreht; weniger überrascht dann wieder, daß er es heimlich machen muß. Die Gewerkschafter mögen ihn nämlich nicht; offiziell, weil seine Crew nicht organisiert ist, inoffiziell, weil Tarantino Interessenvertretungen kontraproduktiv und irgendwie antikreativ findet. Jedenfalls wurde sein Filmteam aus dem Versammlungsraum bugsiert. Über sein Filmprojekt „From Dusk Till Dawn“ liegt er in legalem Hader mit IATSE, eben weil er die Sache gewerkschaftsfrei halten will.
Diese Woche nun startet endlich Kevin Costners als Megaflop avisiertes „Waterworld“-Projekt. Variety, das es gerade nötig hat, findet nun, daß einfach zu viel Medienrummel um die Blockbuster gemacht wurde, was so ähnlich ist, als wollte eine miserable Krimiautorin sich darüber beschweren, daß so viele schlechte Krimis geschrieben werden. Irgendwie findet Variety es auch nicht günstig, daß Costner als Held von eigenen Gnaden bereits in den ersten fünf Minuten des Films seinen eigenen Urin trinken und ein Schäufelchen Kies für nichts und wieder nichts verkaufen muß.
Aus Geldarmut mußte Marlon Brandos neuer Film mitten in den Dreharbeiten abgebrochen werden. „Sehr bedauern“ mußten das die Produzenten in der irischen Presse; trotz wiederholter Zusagen seien die versprochenen Gelder nicht eingetroffen. Die Kosten sollten sich auf 35 Millionen Mark belaufen; das wird doch wohl eine Summe sein, die ein Brando in der Portokasse hat, oder etwa nicht, oder spricht da jetzt der Sozialneid, der blanke? Angeblich sollen Streitigkeiten über die Filmrechte verhindert haben, daß die benötigten Mittel aus den USA in voller angepeilter Höhe eintrafen. Neben Brando selbst sollten Debra Winger und naturgemäß auch Jonny Depp mitspielen, es wäre also eine ziemliche Klapperpartie (Party) geworden. Hinzu kam, daß der local Bishop, John Magee, es abgelehnt hatte, die katholische Kirche des irischen Dorfes Ballycotton für Aufnahmen zur Verfügung zu stellen. Er äußerte Befürchtungen, daß die katholische Kirche mit schwarzem Humor besudelt werden und dann womöglich nie wieder reingewaschen werden könnte. Wahrscheinlich hat der Mann recht. Beispielsweise ist der Unterzeichneten unlängst erst wieder, wie schon so oft, ein hübsches rotes Hemd in die Weißwäsche geraten. „Det konntste vajessen“, blieb nacher nur noch zu sagen. „Det Weiße war hin.“
Brando jedenfalls soll sich in Irland recht wohl gefühlt haben, und das ist ja wohl die Hauptsache. Brando, der für den Film ein Honorar von 8,9 Millionen Mark hätte erhalten sollen, was ein schönes Geld gewesen wäre, hat vor Beginn der Dreharbeiten in Dublin Interesse am Erwerb der irischen Staatsbürgerschaft bekundet.
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