piwik no script img

Alle Kranke gleich benachteiligen

■ Seehofer will Positivliste für Arzneimittel streichen

Bonn (taz/afp/epd) – Bundesgesundheitsminister Horst Seehofer will die „Positivliste“ für Arzneimittel wieder aus dem Gesundheitsreformgesetz streichen. Auf der Liste stehen alle Medikamente, die von den Krankenkassen erstattet werden. Ursprünglich sollten Medikamente, deren therapeutischer Nutzen zweifelhaft ist, und Mittel gegen geringe Gesundheitsstörungen nicht mehr von den Kassen gezahlt werden. Seehofer nannte die „Positivliste“ gestern „überflüssig und schädlich“. Sie trage nicht zur Kostensenkung im Gesundheitswesen bei. Die Liste sei sogar schädlich, weil durch den Ausschluß von Arzneimitteln chronisch Kranke, die ihre Medikamente selbst zahlen müßten, benachteiligt würden. Die Kosten würden bereits durch die Arzneimittelbudgetierung gesenkt.

Außerdem stelle die Liste einen „unnötigen Eingriff“ in die Therapiefreiheit des Arztes dar und sei „forschungsfeindlich“. Die Liste würde „willkürlich“ das Ende für eine Reihe von Arzneimittelherstellern bedeuten. Im September soll das Bundeskabinett über Seehofers Vorschlag entscheiden.

Die SPD, auf deren Druck Seehofer 1992 die Positivliste in die Gesundheitsreform aufgenommen hatte, kritisierte seinen Vorstoß. Seehofer beweise, „daß er zur strukturellen Reform nicht mehr fähig sei“, sagte ihr gesundheitspolitischer Sprecher, Klaus Kirschner. Der Gesundheitsminister habe nicht begriffen, daß die Positivliste ein „notwendiges Instrument der Qualitätssicherung“ sei. Sie habe weniger das Ziel, die hohen Kosten zu senken, als vielmehr als „zentrales Instrument des Gesundheitsstrukturgesetzes therapeutische Effekte zu steigern“. Kn

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen