■ Rosi Rolands Bremer Geschichten
: Wedemeier und kein Ende

Irgendwo muß da ein Mißverständnis gewesen sein: Natürlich, so wußte Bremens lächelnder Bürgermeister Henning Scherf den Journalisten zu erklären, solle Klaus Wedemeier nicht den Handelskammer-Präses Hattig im Aufsichtsrat der Stadtwerke Bremen verdrängen, sondern den der SPD zustehenden Platz besetzen, den bisher Senatsrat Ulrich Keller innehalt. Wenn Sidmar da zustimme.

CDU-Fraktionsvorsitzender Neumeyer, der sich vehement gegen das Ausscheiden von Hattig gewehrt hatte, müsse etwas mißverstanden haben. Und warum Keller, der Finanzexperte und Architekt der Interessentenlösung, seinen Platz räumen müsse, erklärt sich für Scherf einfach so: Es gebe eben Aufsichtsräte, in denen sitzen die Fachleute aus den Ressorts, andere, in denen sitzen Politiker.

Neumeyer kommentierte das nicht mehr. Er hätte durchaus Anlaß dazu gehabt, denn in dem Papier „Besetzung der Aufsichtsräte“, daß Scherf als „Tischvorlage“ auf die Schnelle vor der Senatssitzung die Zustimmung von Bürgermeister Ulrich Nölle eingeholt hatte, steht schwarz auf weiß: Im Stahlwerke-Aufsichtsrat sollen für das Land Bremen der technische Direktor und Daimler-Benz-Fachmann Dr. Zeyfang, der Finanzfachmann Ulrich Keller und Klaus Wedemeier sitzen. Nichts von „nur Politiker“. Nölle muß entgangen sein, als er da zustimmte, daß der Handelskammer-Präses rausgekegelt wurde.

Nach der Neumeyer-Intervention korrigierte der Senat diese Woche den Beschluß: Statt Hattig soll nun der Finanzfachmann rausfliegen. Der ist in Urlaub und weiß noch nichts von seinem Glück.

Auch dies könnte bald in einer dritten Senatsentscheidung gekippt werden: Auf der Arbeitnehmer-Bank der montanmitbestimmten Stahlwerke sitzen nämlich schon als Arbeitervertreter die SPD-Politiker Koschnick und Sörgel. Wenn Wedemeier als Stimme von der Arbeitgeber-Bank dazukäme, hätten die Arbeitnehmer-Interessen eine Mehrheit im Aufsichtsrat. Sidmar dürfte, dies im Blick, diplomatisch Bedenken anmelden und bei Finanzsenator Nölle anregen, doch vielleicht darauf zu bestehen, daß sein Senatsrat nicht seinen Platz freimacht.

Der sonnende Nölle scheint davon noch nichts zu ahnen, wohl aber der kluge Scherf. Der deutete schon an, die Besetzung der Senats-Aufsichtsräte müsse mit Sidmar abgestimmt werden. Sowas ist totel unüblich und versteht sich nur auf dem geschilderten Hintergrund Rosi Roland