Kommentar: Peinlich, Schwestern
■ „Rote Zora“ tickt nicht richtig
Schwestern, Schwestern, mann, war das peinlich. Der Sprengsatz geht hoch – und keiner merkt es. Schon in der Oldenburger Bankfiliale zündete der Blindgänger nicht. „Frauen und Technik“ – der beliebte Stoßseufzer vieler Männer – kommt einer/einem unweigerlich in den Sinn.
Ihr versteht offenbar wenig vom Bombenbau, gottlob. Frau oder mann mag sich gar nicht vorstellen, was alles hätte passieren können. Was wäre beispielweise gewesen wenn ... der Nachtwächter um 4.15 Uhr morgens plötzlich auf die Idee gekommen wäre, einen Spaziergang um die Werkshalle zu machen und auf die Kiste gestoßen wäre? Oder wenn sich irgendwelche Kids nachts aus Jux auf das Gelände geschlichen hätten. Oder wenn die Bombe nur ein paar Stunden später gezündet hätte – während der Frühschicht, zum Beispiel?
Auch wenn bisher bei den Anschlägen der „Roten Zora“ keine Menschen ums Leben sind – Sprengsätze und Bomben sind nicht die zündende Idee, um politische Ziele durchzusetzen. Daß Lürssen Rüstungsgüter produziert, weiß in Bremen jede - dazu bedarf es keiner Anschläge. Feministisches Engagement ist wichtig, doch so verpuffen die Argumente in der Luft und in der Empörung Eurer Mit-Schwestern, die ihr ja eigentlich erreichen wollt. Wofür geht ihr das Risiko ein, daß jemand ums Leben kommt? Schwestern, ihr tickt nicht ganz sauber. Kerstin Schneider
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen