Abmarsch nach Vorgestern

■ Auf Gedenk-, Mahn- und Grabsteintour rund um die City

Gleich am feierlich waldumsäumten Ortseingang wird der Wandersmann auf historische Stätten verwiesen: „Berlin 380 Kilometer“, heißt es auf einem markigen Grenzstein. Über dem Schriftzug thront eine stilisierte Darstellung des röhrenden Berliner Bären, wie er offenbar gegen die Mauerbauern aus der SBZ aufbegehrt. Ein Stein aus alten Zeiten – in Syke keine Seltenheit: Wer sich an frischer Luft ertüchtigen und gleichzeitig bilden will, kann anhand der strategisch plazierten Gedenk- und Mahnsteine ein Stück Syker Geschichte erwandern – immer in Richtung Vorgestern.

Beginnen sollte die Tour am Mühlenteich, mitten im Herzen der Stadt. Dort stellte man Ende der 70er Jahre drei Steine in die Rabatten. Darauf appliziert sind die Wappen jener Landstriche, die nach –45 verloren gingen, „für immer“, wie die Initiatoren vom Bund der Vertrieben heute noch kummervoll anmerken: Danzig, Pommern, Schlesien usw. „Deutscher Osten“, mahnt die fromme, kreuzförmig aufgebrachte Inschrift.

Unweit liegt ein besonders eindrucksvoller Brocken deutscher Vergangenheit. Ein fast mannshoher Naturstein prangt inmitten des Innenhofes der alten Kreisverwaltung. Unverbrüchlich hält man auch hier dem Osten die Treue: „Kreis Wehlau Ostpreussen – Unvergessene Heimat“. Ein waidmännisches Emblem in Art des bekannten Jägermeister-Hirschs setzt dem Spruch die Krone auf.

Von dort führt der Weg am Mühlendamm entlang zum Friedehorst. Direkt an der B 6 liegt das wohl massivste Kriegerdenkmal des Ortes. Ein übermannshoher Kubus gedenkt der „Toten des Ersten und Zweiten Weltkriegs“; ringsherum sind die Namen gefallener Syker Soldaten auf weiteren Steinplatten eingemeißelt. Die ausgedehnte Grünanlage führt den Hang hinauf, wo ein pittoresker Stein in Form eines neugotischen, wenn auch etwas gedrungen wirkenden Glockenturms prunkt. Auch hier liegt der Anlaß etwas zurück: „Dem Andenken der im siegreichen Kriege gegen Frankreich gefallenen Krieger aus dem Amte Syke“ ist dies Schmuckstück altdeutscher Gedenkkunst geweiht.

Den krönenden Abschluß bietet schließlich ein Stein, der auswärtige Gäste von jeher magisch anzog. Über einen Waldweg erreicht man wieder die B 6 in Höhe des Kreismuseums. Dort ist ein kleiner, sorgfältig gemähter Rasenplatz freigehalten für einen aus Naturstein und Metall geschaffenes Mal. Ein verwegenes Soldatenbildnis – ein Totenkopf schmückt das Halstuch des Kämpen – stellt einen jener Freischärler dar, die sich – vergeblich – gegen Napoleon stellten, Bremen zu verteidigen. „Hier lagen die Schwarzen unter Fried. Wilhelm v. Braunschweig Oels am 5. August 1809“, wird berichtet, und darunter, unheilschwanger: „nunquam retrorsum“ (den niemals Wiederkehrenden) – ein Spruch, der den Syker Gästen zu denken geben sollte. tw