Das „Opus Lei“ läßt die Kirche büßen

■ Eine österreichische Schwulengruppe outet vier Bischöfe als homosexuell, um Druck auf die konservative ÖVP zu machen

Wien/Berlin (taz/dpa/rtr) – Nein, also das werden sie nun wirklich nicht auf sich sitzen lassen, die vier österreichischen Bischöfe, die Schwulen-Aktivist Kurt Krickler gestern als homosexuell geoutet hat. Rechtliche Schritte seien schon geplant, kündigte der Wiener Bischof Christoph Schönborn an. Schönborn, der in wenigen Wochen Erzbischof von Wien und Nachfolger des wegen des Vorwurfs des Kindesmißbrauchs in die Schlagzeilen geratenen Kardinals Hans Hermann Groer werden soll, ist auch unter den genannten.

Krickler, Sprecher der „Outinggruppe Prälat Unger – schwul/lesbische Initiative“, abgekürzt „Opus Lei“, sagte vor Journalisten, es gebe „ziemlich hieb- und stichfeste Beweise“ für seine Behauptung.

Das Outing war lange angekündigt worden. Mit der Aktion, die in Österreichs Schwulenszene höchst umstritten war, soll gegen die fortgesetzte Diskriminierung der Homosexuellen protestiert werden. Die konservative Österreichische Volkspartei (ÖVP) hatte Anfang Juni im Parlament durchgesetzt, daß homosexuelle Nazi-Opfer kein Anrecht auf Entschädigung haben. Und Anfang Juli, als im Justizausschuß über die Abschaffung der Schwulenparagraphen 209, 220 und 221 diskutiert wurde, schaffte es die ÖVP, die Debatte vorerst im Unterausschuß verschwinden zu lassen und damit auf Eis zu legen. Die Paragraphen legen unter anderem das Mindestalter für Homo- Sex auf 18 Jahre fest – für Hetero- Paare liegt die Altersgrenze bei 14.

Krickler hatte angekündigt, die einflußreiche Kirche müsse „für die ÖVP büßen.“ Mit dieser Haltung steht er allerdings in der österreichischen Schwulen- und Lesbenszene ziemlich allein da. „Wenn ich annehme, daß dir das Phänomen Homosexualität schadet, wenn ich's an die Öffentlichkeit bring', dann sag ich ja damit, daß Homosexualität etwas übles ist. Und das sag ich nicht,“ meinte etwa der Schauspieler Robert Hauer-Riedl. Und selbst innerhalb der HOSI, der Homosexuelleninitiative, deren Geschäftsführer Krickler ist, ist seine Position umstritten – ihm sei egal, wenn er von seinem Posten abberufen würde, kommentierte er lapidar.

Neben Schönborn sind die Bischöfe Andreas Laun aus Salzburg, Klaus Küng aus Feldkirch und Egon Kapellari aus Klagenfurt auf der Namensliste Kricklers. Schönborn hatte schon in der vorigen Woche angekündigt, die namentlich genannten Bischöfe würden Klagen wegen Verleumdung, übler Nachrede und Schädigung des Ansehens erwägen. Krickler stört das wenig. Das wolle er erst einmal sehen, sagte er, „daß ein Gericht die Behauptung, jemand sei homosexuell, als beleidigend und ehrenrührig bezeichnet.“ pkt