■ Daumenkino: Farinelli
Die Fettverteilung bei einem Kastraten gleicht der einer Frau. Wir empfehlen: Problemzonengymnastik. Johann Georg Kessler reiste um 1730 ausgedehnt durch Italien und fand dabei unter allerlei Zitronenbüschen kleine Sänger sitzen, denen die Menschen etwas abgeschnitten hatten. So daß sie schöner singen sollten. Hätten Sie's gewußt: Kastraten haben durchaus Erektionen, Kontradiktionen und Subventionen. Mit denen sie anderen Leuten zwar vergnüglich was wohin stecken, aber keine kleinen Kastrati, Bäckerli oder Illusionisti zeugen können. Deshalb sollen sie sehr beliebt gewesen sein, sehr sehr beliebt. Im Barock gab es auf der Opernbühne keine Heldentenöre, sondern Heldensoprane, und die Zuschauer fanden es nicht lächerlich, wenn der Liebhaber eine höhere Stimme hatte als seine Geliebte. Darüber würden wiederum gewisse Redakteusen dermaßen lachen, daß es wahrscheinlich zu Auseinandersetzungen nicht unter zweieinhalb Stunden kommen würde, und ob es damit erledigt wäre, ist auch noch längst nicht erwiesen. „Der Knabe wird mit Opium betäubt und in ein sehr heißes Bad gesetzt, bis er in einem Stadium ziemlicher Gefühllosigkeit ist.“ So wird es offenbar bei Regisseuren heute im Postbarock auch gehalten. mn
„Farinelli“. Regie: Gerard Corbiau
Foto: Verleih
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